... wie ich einmal eine Heckflosse aus erster Hand gekauft habe.
Die Sache mit der Heckflosse ist eine komische Geschichte. Eigentlich hört man sowas immer als Kneipenstory, die "einem Bekannten eines Freundes" passiert ist. Mir ist sie passiert - und ich kann es auch beweisen!
Okay - ich leiste mir die "Schrulligkeit" einen 1970er Mercedes 280SE / W108 zu fahren, den ich vor ca. 15 Jahren von einem Bonner Schrottplatz gerettet habe. Die "Bütt" ist luxuriös, todschick und bei gewissenhafter Wartung auch absolut zuverlässig. Heckflossen haben mich nie sonderlich interessiert.Ende letzten Jahres rief mich dann eine Bekannte an und fragte mich ob ich mir einen alten Mercedes ansehen würde der bei Köln in einer Garage verstaubt. Der Besitzer aus dem Familienkreis ist über 90 und hat vor über einem Jahr aus Altersgründen seinen Führerschein abgegeben.
Was für ein Wagen da in der Garage steht und welches Baujahr konnte mir telefonisch niemand sagen - so erklärte ich mich einverstanden damit hinzufahren und das Teil zu besichtigen. Ich hatte ja wirklich mit allem gerechnet - aber nicht mit einem 220SE / W111!
Der Wagen stand in der Garage, war sehr eingestaubt und hatte 4 fast platte Reifen. Abgemeldet war er etwa 1 1/2 Jahre. Bei Licht betrachtet sah die Flosse dann aber ganz anders aus. Alle Dichtungen fand ich in einem bemerkenswert guten Zustand vor. Das Schiebedach funktionierte tadellos und hatte nicht den kleinsten Rostansatz. |
Leider hatte der alte Herr bei kleineren Karambolagen die vordere und hintere Stosstange ziemlich deformiert. Der Kotflügel vorne rechts erwies sich trotz guter Optik als unrettbar durchgerostet. Der linke ist mit etwas virtuoser Schweisserei zu retten. Die Schweller wiederum sind recht fit - 2 Endstücke und eine rostende Delle durch "Bodenaufsetzer" müssen gemacht werden. Bei den Türen reicht Rost-Prävention und ein wenig Kosmetik - da war mein 108er erheblich fauler!
Dass ich diese Flosse nicht dort stehenlassen würde war mir klar, als ich den Kilometerstand von 103.000 bemerkte. Über den Kaufpreis möchte ich hier nichts sagen - hoch war er nicht. | |
Der Original Papp-Fahrzeugbrief mit dem das Fahrzeug auch bis Mitte 2000 angemeldet war. Seit 1963. | |
Die Innenausstattung ist übrigens absolut original und komplett. Stoff, grün-weiss gestreift. Mittelarmlehne vorne und hinten, Nackenrolle auf der Beifahrerseite. Sie ist unbeschädigt aber ziemlich schmutzig. Mal sehen was sich da im Frühling machen lässt.
Von diesen Fahrzeug-Daten-Karten fanden sich bei den Unterlagen noch 3 Stück. Motor, Ausstattung usw. entsprechen genau den Eintragungen. |
Sehr lustig war der Fund einer Strassenkarte "Köln und Umgebung" von 1964. Die Strassen, die ich nach dem Kauf mit roter Nummer nach Hause gefahren bin, waren darauf noch gar nicht eingezeichnet!
Ein Ausschnitt aus dem lückenlosen Originalscheckheft. 76.800 km Ende 1985 - 103.000 km im Jahr 2001. |
Auch diese Lochkarte habe ich im Handschuhfach gefunden. |
Bei der Reparatur der Flosse - von Restauration kann man eigentlich nicht sprechen - traten natürlich noch ein paar versteckte Schäden zutage, die ich beim Kauf auf den ersten Blick nicht sehen konnte. Typisch für eine Wiederinbetriebnahme nach langer Standzeit: Nach 3 Wochen verabschiedete sich die Wasserpumpe. Wie es dann weiterging, steht in der Geschichte "...wie ich einmal eine Probefahrt gemacht habe." - Fortsetzung folgt! |