D-Jetronik - kein Buch mit sieben Siegeln! In den meisten unserer Fahrzeuge ist die ach so böööse D-Jetronik verbaut. Vielen von uns stellen sich schon die Nackenhaare hoch, wenn das System nicht einwandfrei seinen Dienst verrichtet. Teure Ersatzteile, Werkstätten, die mit einem brillanten Halbwissen glänzen und selbsternannte Spezialisten runden das Bild ab und jagen uns Angst ein.

So ist es uns auch mit unserer Luise (300 SEL 3,5 W109) ergangen.
Der Motor sprang irgendwann im Herbst des letzten Jahres entweder gar nicht mehr an, oder er lief für ungefähr zehn Sekunden und erstarb wieder. Es stank dann unglaublich nach Sprit. Wir riefen einen großen Automobilclub an, wiesen auf das Alter unseres Fahrzeuges und auf die D-Jetronik hin und vereinbarten einen Termin mit einem Techniker. Dieser war dann auch vereinbarungsgemäß vor Ort und wir versuchten seine Reparaturversuche mit den Schaltplänen des Fahrzeugs zu unterstützen. Nach ca. 1 Stunde gab er auf und verwies uns an eine Fachwerkstatt.

Wir schleppten den Wagen huckepack auf einem Autotransporter in ein nahegelegenes Oldtimer Centrum. Auch dort konnte man uns nicht weiterhelfen und beauftragte schließlich einen ehemaligen Meister des Herstellers. Er rückte ohne Werkzeug und Messgerät an. Das Werkzeug und die Messgeräte wurden von uns gestellt. Als erste Maßnahme wurde der von uns, vorher mit einem Manometer auf exakt 2,0 bar eingestellte Benzindruck am Druckregler, von ihm auf 1,7 bar runtergeregelt. Die Begründung war, dass der Wagen zu viel Benzin bekommt, deswegen ständig absäuft und der Druck unbedingt runtergeregelt werden muss. Äääähm, geht’s noch? Die Zündkerzen wurden ausgebaut und Augenscheinlich überprüft. Sie waren von Benzin getränkt und obendrein völlig verrußt. Statt sie mit einer Flamme frei zu brennen, wurden sie mittels Druckluft ausgepustet und mit einer Drahtbürste gereinigt. Zündkerzen wieder eingebaut und das gleiche Spiel von vorne. Wagen springt kurz an und….säuft ab. Wieder Zündkerzen raus usw.

Als nächstes wurde die Zündspule als Täter ermittelt. Die gute blaue Bosch Hochleistungszündspule wurde bestellt und eingebaut, der Fehler blieb. Der Benzinfilter wurde ausgetauscht, der Fehler blieb. Fazit: Die Benzinpumpe wurde mal angesteuert und mal wieder nicht. Wir haben den Wagen dann völlig entnervt wieder zu uns nach Hause geschleppt und uns selbst mit der D-Jetronik auseinander gesetzt. Den Stecker vom Steuergerät habe ich abgezogen und alle Signale der übrigen Komponenten direkt am gezogenen Stecker gemessen. Alle Signale entsprachen exakt den Bosch-Richtlinien. Der Übeltäter konnte also nur noch das Steuergerät sein.

Also habe ich das Steuergerät in meine Werkstatt mitgenommen und bin den Fehlern recht schnell auf die Schliche gekommen. Es waren zwei Transistoren defekt. Nach Einbau der neuen wieder flugs zum Auto und Steuergerät einbauen. Luise lag bereits bedenklich nahe am Asphalt (Luftfederung), da sie bereits seit etlichen Wochen nicht mehr gelaufen war und die Luft sich aus den Federbälgen mehr und mehr verabschiedete. Es wurde also höchste Zeit, dass der Kompressor seine Arbeit wieder verrichtete. Mit Einschalten der Zündung war aus dem hinteren linken Fahrzeugbereich ein leises Geräusch zu hören. Ein mir völlig unbekanntes Geräusch. Die Benzinpumpe sprang kurz an und baute den Benzindruck in den Leitungen auf. Bei durchdrehen des Zündschlüssels sprang der Motor an und…..er lief….juchhu.

Reparatur D-Jetronik - W109

Luise erhob sich majestätisch und irgendwie erinnerte sie uns wieder an unser Auto so, wie wir es kannten. Ein tolles Gefühl, Du wächst drei Meter vor allem aber auch, weil ein ehemaliger Meister den Fehler nicht gefunden hatte. Als nächstes den Benzindruck wieder auf 2,0 bar eingeregelt und bei der Gelegenheit auch mal den Öleinfüllstutzen geöffnet. Das Motoröl roch extrem stark nach Benzin und sollte wohl gaaanz dringen gewechselt werde. Also besorgte ich mir das passende Motoröl samt Ölfilter und ließ das Öl ab. Insgesamt ergossen sich 12 Liter Flüssigkeit in den Auffangbehälter, bei 8 Liter Motoröl war also klar, dass wir 4 Liter Benzin im Öl hatten. Den Motorraum mit frischem Öl spülen und frisches Öl einfüllen war schnell erledigt. Nachdem das erledigt war, spendierten wir unserer Luise 8 neue Zündkerzen und besorgten uns beim Freundlichen die passenden Formschläuche, welche auf dem Motor verbaut sind und am Zusatzluftschieber, am Kurbelwellengehäuse, am Luftfiltergehäuse und in der Leitung zum Drosselklappenschalter zu finden sind.

Danach inspizierten wir die Einspritzdüsen und die verbauten Benzinschläuche. Die Dichtgummis und Kunststoffkappen der Einspritzdüsen waren mehr als porös und die Metallummantelten Benzinschläuche sahen auch nicht sehr vertrauenserweckend aus. Also beim Freundlichen auch diese Teile bestellt und die Einspritzdüsen ausgebaut, um sie in meiner Werkstatt mit den neuen Gummis (jeweils 2 Stück) zu bestücken. Die kurzen Benzinschläuche der Einspritzdüsen waren verpresst und ich habe sie vorsichtig entfernt und gegen neue ersetzt. Ordentliche Schlauchklemmen, nicht die mit dem Zahngetriebe waren hier sehr hilfreich. Die Kunststoffkappen der Einspritzdüsen, gemeint sind die Dinger, die direkt am Motorblock aufgesetzt sind, wurden ebenfalls ausgetauscht. Als nächstes habe ich alle Benzinleitungen an der Ringleitung ausgewechselt. Die anschließende Probefahrt verlief reibungslos und Luise verrichtete brav ihren Dienst. Somit war die Sache erledigt…eigentlich…wenn ich nicht so bekloppt wäre. Aber das ist eine neue Geschichte, => hier zu lesen in Teil 2.

Geschrieben von: Peter "Pitterchen" für MBklassik

=> Beschreibung, Daten, Schema und Fehlersuche zur D-Jetronik für registrierte User in unserem Technikbereich