STERN-SCHLEUDERN

ein Fahrsicherheitstraining mit dem Sternschuppen

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Der Gedanke, einmal mit meinem W108 ein Fahrsicherheitstraining zu absolvieren, ging mir schon seit längerem im Kopf herum. Mit meinem Alltags-smart hatte ich bereits drei solcher Übungsrunden hinter mich gebracht und war dabei wirklich nicht dümmer geworden.

Doch wie sollte ich zu einem solchen Training kommen? Nirgendwo gab es ein Sicherheitstraining speziell für Altbenze, und mich zwischen lauter Audi A6, Golf IV und Fünfer BMW auf die Piste zu wagen kam für mich nicht in Frage. Außerdem macht ein solches Training in einer Runde von Gleichgesinnten immer noch den meisten Spaß - und der Spaß sollte bei der Aktion schließlich auch nicht zu kurz kommen! Also blieb mir nichts anderes übrig, als selbst ein solches Training zu organisieren.

Als Plattform bot sich das Sternschuppen-Forum an: hier ist man im kleinen Kreis, man kennt sich untereinander, und es würde nicht allzu viele Wellen schlagen, wenn mal ein Workshop eher "semiprofessionell" geplant ist und deshalb vielleicht nicht alles so reibungslos läuft, wie man es von einem großen und etablierten Club erwarten würde. Letztendlich gab den Ausschlag, dass der VdH meines Erachtens viel zu groß ist, um eine Veranstaltung mit maximal 12 Teilnehmern sinnvoll anzubieten und viel zu weit weg von mir und dem Ort des Geschehens, um eine einfache Organisation zu erlauben.

Kurzerhand schloss ich mich mit Pleff, dem damaligen Webmaster des Sternschuppens kurz, und wenige Stunden später prangte ein Anmeldeformular auf der Homepage des Sternschuppens. Nun gab es also kein Zurück mehr, die Sache musste steigen!

Eine Lokalität war schnell gefunden: Der ADAC in Koblenz verfügt über einen akzeptabel ausgestatteten Übungsplatz, der den Bedürfnissen unserer Wagen auch gerecht wurde.

Zuerst war man dort von meinem Ansinnen nicht gar so angetan und scheute wohl wegen befürchteter Zusammenbrüche der bejahrten Wagen vor einer Zusage zurück, aber nach ein wenig Überzeugungsarbeit gab mir Kursleiter Herbert Fuss mit den Worten "man muss ja nicht gleich mit voller Kraft loslegen, dann werden wir uns eben vorsichtig an die Autos herantasten" grünes Licht für die Aktion!

Auch an dieser Stelle möchte ich mich nochmals beim ADAC bedanken; leider waren nicht alle Anbieter so entgegenkommend!
Das Fahrsicherheitszentrum am Nürburgring befand es nicht einmal für nötig, auf Anfragen per E-Mail und Brief überhaupt zu antworten ...

 

Nun war der Tag des Geschehens endlich gekommen und das Training konnte beginnen!

Der Sternschuppen hat sich zwar prinzipiell den Mercedes der Baureihen W108 bis W113 verschrieben, aber bei den Workshops werden häufig auch andere Modelle gesichtet. Außerdem handelte es sich ja schon von vornherein um keine reine Sternschuppen-Veranstaltung, schließlich rekrutierten sich einige der Teilnehmer auch aus dem Duisburger Niederrhein-Stammtisch des VdH.

Beim Fahrsicherheitstraining erschienen so neben zwei W108, je einem W111 Coupe und W112 Cabrio auch zwei /8, ein W116, zwei W126 sowie ein 180d Ponton - und dazu noch ein VW Käfer, da der Ponton-Pilot auch um einen Kursplatz für seine Ehefrau gebeten hatte.

Nach der Anreise und dem obligatorischen "Wer bist Du, woher kommst Du, was fährst Du?" folgte eine kurze theoretische Einführung: "Was machen wir hier eigentlich heute?". Hier wurden vorab Fragen geklärt wie: "Was bedeutet eigentlich Gegenlenken?" oder "Warum müssen bei jedem Wagen die besseren Reifen stets auf die Hinterachse, wenn doch vorne gelenkt wird?"

Und dann ging es auf die Piste. Begonnen haben wir mit einem Slalom auf trockener Fahrbahn, bei dem sich recht schnell zeigte, wer zu den „engagierteren“ Fahrern gehörte. Ulrich verstieg sich beim Anblick meines Durchgangs sogar zu der Aussage "Ich habe noch nie jemanden gesehen, der einen Oldtimer so um die Pylonen wirft" – nur um gleich darauf in seinen grünen /8 zu klettern und im ebenso wilden Drift über den Parcours zu jagen ...

BremsenEs folgten Bremsübungen auf nasser Straße, wobei es darauf ankam, möglichst sofort alle vier Räder zum Blockieren zu bringen - eine Übung, die sich für manch einen Piloten leichter anhörte als sie war. Viele Fahrer schaffen es anfangs nicht, fest genug auf die Bremse zu treten. Ob es nun die Scheu davor war, möglicherweise etwas kaputtzumachen, oder ob sie einfach nicht ahnten, wie viel Kraft man dafür im "Bremsbein" aufbringen muß? Aber das war kein Problem, schließlich gab es ja noch eine nächste Runde.

Als alle Fahrer mindestens einmal bis zum völligen Blockieren heruntergebremst hatten, wurde die Übung verschärft: nicht mehr bis zum Stillstand herunterbremsen (das wäre auch bei der vom Kursleiter vorsichtshalber vorgegebenen Mindestgeschwindigkeit und dem frühesten erlaubten Bremspunkt gar nicht mehr möglich gewesen), sondern voll bremsen, vor einer aufgebauten Barriere rechtzeitig die Bremse lösen und um das Hindernis herumsteuern, hieß die Aufgabe. Nachdem auch hier jeder der Teilnehmer die Übungsstrecke mindestens zweimal zur Zufriedenheit des Trainers passiert hatte, näherten wir uns der Gleitfläche, die von der Haftung her in etwa einer losen Schneedecke entspricht. Doch GANZ auf die Gleitfläche fahren durften wir erst einmal nicht: es ging an weitere Bremsübungen, diesmal jedoch halbseitig auf griffiger und zur anderen Hälfte auf glatter Fahrbahn.

Der Trainer schien sich zuweilen fast darüber zu freuen, die alten Wagen ausbrechen zu sehen - möglicherweise war es auch für ihn ein Genuß, wieder einmal mit Wagen vom alten Schlage zu tun zu haben und nicht nur mit elektronisch von hinten bis vorn durchgeregelten Autos, welche mit ABS, ESP, ASR und BremsAssistent dem Fahrer fast jede Aufgabe abnehmen und ihn so vor fast jeder Ausnahmesituation beschützen.

Bei diesen Übungen gab es erwartungsgemäß auch die ersten Quersteher, die natürlich den freundlichen Beifall des Publikums erhielten - aber auch bei dieser Prüfung mußte anschließend einer nach dem anderen auf den Parcours, um sich selbst den kritischen Augen der anderen Teilnehmer zu stellen.

Anhalten

 

Als es schließlich ganz auf die Gleitfläche ging, wurden die Übungen von Durchgang zu Durchgang anspruchsvoller:

Anhalten auf glattem Untergrund ist noch nicht allzu schwer, dauert aber dafür mitunter überraschend lange!

 

 

 

Bremsen und gleichzeitiges Ausweichen auf der Gleitfläche wird jedoch schon komplizierter, kann aber durch eine plötzlich aus der Fahrbahn schießende Wasserwand als Hindernis noch einmal weiter erschwert werden, weil man als Fahrer zwar weiß, DASS ein Hindernis auftauchen wird, aber niemals sicher sein kann, WO es dann tatsächlich erscheint.

Ausweichen

Auf der hydraulischen "Schleuderplatte" galt es bei den folgenden Übungen die Wagen auf der Gleitfläche zum Ausbrechen zu bringen und möglichst schnell wieder zu stabilisieren - was auf Anhieb fast niemandem,

Ponton

nach einigen Proberunden auch den meisten Teilnehmern recht gut gelang.

Zum Schluß ging es an die schwerste der Übungen: Man sollte mit dem auf der Schleuderplatte ins Schlingern gebrachten Auto einem plötzlich auftauchenden Hindernis ausweichen, wußte aber vorher nicht, wo das Hindernis wohl auftauchen würde.

Mal war es auf der rechten, mal auf der linken Seite, und gelegentlich erschien es auch auf beiden Seiten gleichzeitig und ließ lediglich in der Mitte eine recht schmale Durchfahrt frei ...

Dusche

 

Dusche II

Diese Übung war wirklich die Königsdisziplin des Tages, und wenn auch der eine oder andere der Teilnehmer mit dieser Aufgabe besser zurechtkam als die übrigen Fahrer, bewies sie doch in erster Linie, daß man im Alltag eine solche Situation tunlichst vermeiden sollte.

Nach dem Ende des Kurses hatte so jeder der Teilnehmer ein paar "Aha-Erlebnisse" gehabt und konnte mit gutem Gewissen erklären, dass sich der Kurs gelohnt hatte. Zudem war es ein fröhlicher und kurzweiliger Tag gewesen und alle Beteiligten waren sich einig: das müssen wir bei nächster Gelegenheit wiederholen.

Tatsächlich haben in 2004 und 2005 bereits weitere Sternschuppen-Trainingstage stattgefunden, erst in Koblenz, später auch im großen neu gebauten ADAC-Sicherheitszentrum in Grevenbroich, und wieder waren alle Teilnehmer einhellig der Meinung: "das war spitze!"

Auch für die Zukunft ist noch einmal ein weiteres Training angedacht, hier sind allerdings noch keine Termine in Aussicht.

Robert Delhey

Heck