Eine Vergrößerung der Sichtweite wird in erster Linie durch eine Erhöhung der Lampenleistung erreicht. Die elektrischen Anlagen der Fahrzeuge geben heute mit ihren Drehstrommaschinen diese höheren Leistungen ohne weiteres ab. Einer Leistungssteigerung sind jedoch bei den herkömmlichen Bilux- oder Eindrahtscheinwerferlampen gewisse Grenzen gesetzt. Durch die größeren Ströme werden die Quetschungen im Glassockel der Lampe, bei der eine relativ kleine Glasmenge die drei Drahtdurchführungen abzuschließen hat, thermisch zu hoch beansprucht. Die Möglichkeit von Glassprüngen und damit des Eindringens von Luft ist ein besonderer Gefahrenpunkt.
Höhere Temperaturen wirken sich vor allem nachteilig auf die Wendel des Abblendlichtes und die Abblendkappe aus. Darüber hinaus führen diese zwangsläufig zu größerer Schwärzung des Kolbens, wodurch Lichtausbeute und Lebensdauer geringer werden. Alles in allem ist eine derartige Lampe heute praktisch an einer Grenze angelangt, an der auch technische Kniffe und Tricks nichts mehr bringen.
Um hier Verbesserungen zu schaffen, wurde als Gemeinschaftsentwicklung der europäischen Glühlampenindustrie (unter anderem war die deutsche Firma Osram maßgeblich an diesen Arbeiten beteiligt) die Halogen-Autolampe herausgebracht und in ihrer ersten Ausführung für 6, 12 und 24 V bereits international genormt. In einem Kolben mit 8 mm Durchmesser und dem Volumen von nur ca. 2 Kubikzentimetern (eine normale Biluxlampe hat ca. 35 Kubikzentimeter) sitzt eine gestreckte Leuchtwendel. Verwendet wird ein. Quarzrohr, das beidseitig abgequetscht ist.
Der Leuchtkörper und dessen Stromzuführungen im Kolbeninneren bestehen aus Wolfram-Draht, der Stromleiter innerhalb der Quetschung dagegen aus einer dünnen Molybdänfolie, denn nur derartige Folien haften spannungsfrei am Quarz und stellen damit einen dichten Verschluss des Lampeninneren her. Für diese Halogenlampe wurde auch ein spezieller Sockel mit der Bezeichnung P14,5 S konstruiert, wodurch Verwechslungen mit allen anderen Sockelbauarten ausgeschlossen sind. Neben dieser andersartigen mechanischen Aufbau bestehen noch weitere wesentliche Unterschiede zwischen der seither gebräuchlichen Autolampe und dem neuen Lampentyp.
Das sind zum Beispiel die geringe Beimengung des Halogens Jod - nach dem die Lampen ihren Namen haben - zum Edelgas (ein Gemisch von Argon-Krypton) der Füllung, der Gasdruck von 4 atü, der im Betrieb auf ca. 12 atü ansteigt, und die größere Leistungsaufnahme von 55 W bei 6, 12 oder 24 V. Das Jod wird genau dosiert und zu etwa einem Viertelprozent dem Füllgas beigefügt, um einen Wolfram-Jodkreisprozeß im Innern des Kolbens aufrechtzuerhalten. Damit wird aber nur eine Schwärzung des Lampenkolbens verhindert, denn einen direkten Einfluss auf die Lichtausbeute hat das Halogen nicht.
Da die Halogenlampe so klein ist, lassen sich sehr elegante, flache Leuchten bauen, die eine relativ große Lichtaustrittsöffnung besitzen. Halogen- Zusatzscheinwerfer bringen gegenüber vergleichbaren Scheinwerfern mit normaler Lampe etwa doppelte Beleuchtungsstärke, was annähernd doppelte Sichtweite ergibt.
In unserer Tabelle haben wir die Beleuchtungsstärken für Zusatz-Fernlicht- und Nebelscheinwerfer sowie die Glühlampendaten alter und neuer Bauart nach den Normen für Kraftfahrzeugglühlampen (DIN 72601) zusammengestellt.
Man bekommt nirgends etwas geschenkt, und so kosten derartige Halogenlampen auch erheblich mehr als die in großen Stückzahlen hergestellten Bilux- oder Eindrahtlampen. Man muss für eine 55-W-Halogenlampe immerhin sechsmal so viel (18,- DM) wie für eine Eindrahtlampe 35 W oder das Dreieinhalbfache einer Biluxlampe 45/40 W bezahlen. Doch wer einmal mit Jodscheinwerfern bei Nacht gefahren ist, weiß, daß sich dieser Aufwand lohnt. So schmal sind die mit Jodlampen ausgerüsteten Zusatzscheinwerfer, hier als Nebellampe mit geriffeltem Glas. Der Fernscheinwerfer unterscheidet sich nur durch ein glattes Glas, die Lampe ist in Aufbau und Ausführung gleich.
Geschrieben für MBklassik von: Johann