Manch einer wird sich die Frage stellen "warum gerade dieses Auto"? Dies ist eigentlich ganz einfach zu beantworten. Im Bereich der klassischen Fahrzeuge ist es meist eine Entwicklung, die sich über Jahre hinweg ziehen kann. Zumindest war es bei mir so der Fall. Schon in meiner Kindheit gefielen mir eher die älteren Wagen als die - jetzt auch schon alten - damals am Markt angebotenen Neuwagen. Und so zieht man los. Mit viel Info in der Tasche und guten Tipps von Kumpels, Kenner und Besserwisser im Kopf...
Viel brauch ich hier nicht zu schreiben, die meisten kennen den Ablauf. Tolles Bild im Internet – Wanze vor Ort usw. Der eine angebotene Wagen überschreitet das Budget, der andere ist so billig das man den oftmals weiten Weg scheut wegen der schon vorprogrammierten Enttäuschung. Doch eines Tages steht man vor dem „Traumwagen“ von dem man der Meinung ist – das ist er. Selbstverständlich hat man noch einen „Fachmann“ dabei da ja bekanntlich vier Augen mehr sehen als zwei - was ja oft sehr von Nutzen ist.
Da stand er – 300SEL 6.3. Jeder hat mich vor diesem Auto gewarnt. Einige meinten das „L“ steht nicht für Lang oder Luft sonder für „Leiche“. Doch rundum stand der Benz hübsch vor mir. Auch die untere Besichtigung auf der Hebebühne brachte keine nennenswerten Mängel ans Tageslicht. Classic Data Gutachten lag auch vor und entsprach dem besichtigten Zustand. Wobei ich hier noch eine kurze Bemerkung einflechten möchte „Gutachten sind nicht immer der Stand der Dinge“.
Bei der Begutachtung wurde natürlich die Luftfederung genau unter die Lupe genommen. Selbstverständlich hatte der Verkäufer das Fahrzeug schön „warmgefahren“ damit auch alles schön passt und der sechsdreier auch schön oben steht. Diverse Versuche mit der Luftanlage, wie hochfahren, schalten auf Normalstellung, umschalten auf Sperrstellung, alles machte der Benz brav und mit zügigen Reaktionen.
Stutzig machen sollen hätte mich nur die komische weiße Brühe, die nach dem herablassen von der Hebebühne plötzlich auf dem Boden auftauchte. Genau in dem Bereich, wo sich das vordere rechte Niveau-Regelventil befindet. Später stellte sich dann heraus dass hier genau dieses Niveau-Regelventil undicht war. Doch während der Kaufverhandlungen und auch auf der Heimreise mit dem neu erworbenen Fahrzeug schien alles in Ordnung. Zu Hause in der Garage abgestellt, stellte sich schon nach drei Tagen heraus, das sich der Benz rechts vorne sehr schnell absenkte. Vorsichtshalber habe ich dann das Auto auf die Hebebühne gestellt, damit er nicht ganz die „Grätsche“ machte.
Hier in diesem Bericht erst einmal ein „Sicherheitstop“. Bitte beachten: Bei allen Arbeiten an der Luftfederungsanlage vorher den Druck am Luftvorratsbehälter ablassen!
Nun war erst mal guter Rat teuer und damit es nicht zu Teuer wird habe ich mich in die tiefen Geheimnise der Luftfederungsanlage eingelesen. Viele Tipps findet man ja nicht in den Weiten des Internet. Die meiste Info gibt es eigentlich auf der früheren Seite www.luftfederung.de, die als Kopie auf dem MBklassik-Server hinterlegt ist. Und dann habe ich ja noch einen guten Bekannten an der Hand, der sich seit der Restauration eines 600er mit der Luftfederungsanlage sehr gut auskennt.
Zuerst wurde nun eine genaue Fehleranalyse durchgeführt. Am Druckbehälter gibt es ja einen Anschluss (Füllventil) wo man die Anlage mit einem handelsüblichen Kompressor auffüllen kann. Leider bringen die kleinen Kompressoren meist nur max. 9 bar aber zu Testzwecken reicht das allemal und man muss nicht immer in der Garage den Motor anwerfen und in einer Abgaswolke arbeiten. Mit Lecksuchspray wurde die Anlage abgesucht. Übrigens, selbstgemischtes aus 50% Pril und 50% Wasser ist das beste zur Lecksuche. Vorsicht, diese Mischung wieder abreiben da sonst die angesprayten Teile schnell korrodieren.
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