Hallo zusammen,
ich möchte hier mal ein Thema anzubringen, dass ich schon länger mit Sorge beobachte. Zunächst stelle ich mal die mit Absicht pauschal gehaltene Frage in dem Raum:
Ist das Oldtimer-Hobby vom Aussterben bedroht?
Das zentrale Problem für mich ist der Nachwuchsmangel, der verschiedene Gründe hat.
Aus eigener Erfahrung mit meinem Nachwuchs beobachte ich, dass sich die „heutige Jugend“ (mein Gott, ich klinge wie meine eigene Omma) kaum für analoge und historische Technik interessiert. Die Vereinnahmung durch Unterhaltungselektronik und deren Produkte ist mittlerweile übermächtig geworden und für so manchen Jugendlichen eine Art Religion geworden. Während sich die meisten von uns als Jungs die Nasen an den Seitenfenstern der Autos platt gedrückt haben, um die Endzahl am Tacho zu erkennen, campiert die zumeist junge Generation heute tagelang vor dem Laden mit dem angebissenen Apfel. Ich habe bisher in meinem Umfeld keinen Jugendlichen getroffen, der für historische Technik und Design zu begeistern war. Mehrmals habe ich meinen Sohn (11 J.) zum Schrauben mitgenommen und hatte immer das Gefühl, dass er nur seinem bekloppten Vadder zuliebe nicht meckert. Begeisterung oder zumindest Interesse sehen anders aus. Ich bin schon gespannt, wann der Tag kommt, an dem er sagt, dass ich ihn eine Straßenecke früher absetzten soll, weil es ihm peinlich ist, dass sein Vater so komische alte Kisten fährt, während die Kumpels in Muttis neuem SUV herangekarrt werden. Unabhängig vom Thema Auto scheint meinem Eindruck nach die Jugend immer weniger an „realen“ und „greifbaren“ Dingen Interesse zu haben –wozu auch unsere Autos gehören.
Die Bedeutung des Autos scheint ja generell rückläufig zu sein, wie eine amerikanische Studie zum Thema Führerschein und Autoerwerb kürzlich belegt hat. Ein nicht unerheblicher Teil der befragten Jugendlichen/jungen Erwachsene bevorzugt schon jetzt den Besitz eines angesagten Elektronikartikels gegenüber der eigenen Mobilität.
Natürlich muss man auch das Finanzielle berücksichtigen. Sicherlich können sich nur wenige „Nachwuchskünstler“ die Modelle, um die es z.B. hier im Forum geht, leisten. So schön die Preisentwicklung für uns Besitzer sein mag, so sehr verhagelt sie dem Nachwuchs, der gerade diese Autos toll findet, die Möglichkeit, so ein Auto zu erwerben. Sicher gibt es noch günstige Alternativen bei anderen Marken. Zentraler Punkt bleibt aber überhaupt das Interesse für diese Materie, egal ob mit oder ohne Stern.
Viele von uns hier haben über die Jahre ein oder mehrere Fahrzeuge zusammengetragen und teilweise mit viel Arbeit und Kosten restauriert. Momentan erfreuen wir uns daran und sind in der Lage, uns um die Autos zu kümmern. Aber was ist „im Alter“?
Ich beschreibe mal ein düsteres Zukunftsszenario:
Nach dem Preis-Hype für manche Modelle kehrt zunächst Stagnation ein. Die Spekulanten haben ihr Geschäft gemacht, die ergrauten Sammler haben ihr Wunschmodell längst gekauft. Der Altersdurchschnitt auf den Treffen steigt stetig, die Jüngeren interessieren sich nicht. Was heute die Vorkriegswagen betrifft, trifft nun uns: Es wird immer schwieriger ein 50er/60er Jahre Auto zu verkaufen, da die Nachfrage immer geringer wird. Als Folge davon wird ein Verkauf für manche Modelle schlicht unmöglich; das Preisniveau sinkt.
Von Berufswegen her müsste ich jetzt ganz analytisch denken und z.B. meinen 52er Opel Kapitän an den letzten 75jährigen Interessenten verkaufen, der sich noch ein paar schöne Jahre mit seinem Jugendtraum machen will.
Wie präsent ist das Thema bei euch? Wie schätzt ihr die Oldtimer-Zukunft ein?
Übrigens hat die Presse dieses Thema endlich mal aufgegriffen. In der aktuellen AutoBild Klassik gibt es einen Bericht dazu.
Gruß
Thorsten