Geschrieben von Rauchsilber am 03. September 2003 10:35:35:
Als Antwort auf: Re: to gurt or not to be geschrieben von Dirk am 03. September 2003 08:41:28:
Hallo,
ich muß Dirk da Recht geben: Originalität hin oder her - die Entscheidung, die Gurte nachzurüsten, kann ich nicht genug loben!!! Da sieht man wieder, wie sinnvoll es ist, auf unsere Damen zu hören! (Na ja, manchmal jedenfalls)
Nun kann ich aus eigener beruflicher Erfahrung, die sich auch auf die Verkehrsunfallforschung und Sicherheitssysteme für den Insassenschutz erstreckt, aber ergänzen, daß eine Nackenrolle noch immer besser als nix ist. Klar - eine optimal (also eher zu hoch als zu niedrig) eingestellte Kopfstütze ist das Optimum, aber jede Vorrichtung, die die Rückwärtsbiegung der Halswirbelsäule beim Heckauffahrunfall einschränkt, kann schon über Leben und Tod entscheiden!!
Zur Frage des Angurtens in niederländischen Pagoden und deutschen 111ern sei noch erwähnt, daß leider Gottes häufig gerade die "Unschuldigen" an einem Verkehrsunfall diejenigen sind, die dann in der Leichenhalle landen. Traurig, aber wahr!
Selbst beim Alleinunfall, z.B. frontal irgendwo gegenfahren, kann man sich ab 15 km/h nicht mehr mit den Armen abstützen, oberhalb von 30-40 km/h kommt es beim Fahrer zu Brustkorbbrüchen (Lenkrad) und bei Fahrer und Beifahrer zu Schädelbrüchen (Windschutzscheibe). Die nicht angegurteten Heckinsassen fliegen dann regelrecht über die nach vorne gebeugten Vordersitze und Frontinsassen hinweg, geradewegs durch die Windschutzscheibe.
Einen weiterer massiven Vorteil bringen die Gurte auch beim Schleudern des Fahrzeugs, bei dem nicht angegurtete Insassen mit einer Häufigkeit aus dem Auto geschleudert (und schwerst verletzt/getötet) werden, die man als Laie nicht ahnen würde.
Ein weiteres Sicherheitsrisiko stellen offene Schiebedächer dar. Ein nicht oder nicht straff genug angelegter Gurt (manuelle Gurte in Oldtimern!) ermöglicht den Frontinsassen beim Überschlag, just in dem Moment mit den Köpfen aus dem Dach zu ragen, wenn das Auto gerade auf dem Dach aufschlägt bzw. auf dem Dach liegend herumschleudert. Die Folgen kann sich glaube ich jeder ausmalen.
Ergo: aktive Sicherheit bedeutet für mich u.a. defensives Fahren, wie von Paul erwähnt. Passive Sicherheit ist, auch gegen die Idiotie anderer Verkehrsteilnehmer gewappnet zu sein.
Übrigens finde ich die holländische Lösung der Nicht-Gurtpflicht für Schwangere falsch. Der Gurt sollte auch bei Nicht-Schwangeren nie über den Bauch sondern über den Darmbeinschaufeln (das sind die im Unterbauch links und rechts seitlich tastbaren Knochenwülste) liegen, um Verletzungen von Bauchorganen zu vermeiden. Bei einer Frontalkollision fliegt die nicht angegurtete Schwangere nämlich gerade eben mit dem ggf. großen Bauch gegen Lenkrad oder Armaturenbrett und quetscht den Ungeborenen mächtig zusammen.
Sorry, ich wollte keine Gruselgeschichten erzählen und niemandem das Autofahren verleiden. Auch ich fahre mit großer Begeisterung Auto, am liebsten mit offenem Schiebedach - aber stets angeschnallt!
Rauchsilberne Grüße,
Mario
560 SEL/126
300 TD/124