Geschrieben von Georg 220Sb am 24. Dezember 2003 05:26:42:
Als Antwort auf: Vergaserfrage Doppelvergaser 230S und 220SB identisch ? geschrieben von Fleischi am 18. Dezember 2003 17:57:05:
Hallo Robert,
Zu 1.:
Funktion der Abgasklappen: Durch die Abgasklappen wird das durch den Krümmer strömende heiße Abgas in der Warmlaufphase des Motors zum Boden des Ansaugkrümmers umgeleitet. Dadurch wird der Ansaugkrümmer von unten beheizt, was ein Kondensieren des Kraftstoffgemischs an der noch kalten Innenseite des Ansaugkrümmers im kalten Zustand/Warmlaufphase verhindert. Die Öffnung, bzw. Schließung der Klappen wird durch die Bimetallfedern und die beiden Gegengewichte temperaturabhängig gesteuert. Wenn das ganze nicht funktioniert (festgerostete Klappen, defekte Bimetallfedern...) hat das zu Folge, das Dir der Motor, solange er noch nicht warm ist, an jeder Ampel ausgeht, bzw. sich verschluckt => äußerst lästig, bzw. auf großen Kreuzungen auch gefährlich. Das ganze sollte also schon in einem Funktionfähigen Zustand sein.
Beide Vergaser abbauen, Abgas und Ansaugkrümmer vom Zylinderkopf komplett abschrauben. Abgas/Ansaugkrümmer voneinander trennen. Alte Heizklappen und deren Lagerwellen komplett ausbauen - geht meist nicht zerstörungsfrei. Die 4 Lagerbuchsen im Abgaskrümmer, in denen die Heizklappenwellen laufen, ausbauen -> mit einem Bohrer, ich glaub ein 12er wars, durchbohren, den Rest geht dann mit einem kleinen Durchschlag wie von selbst raus. Die meist komplett verrosteten Kerbstifte versuchen rauszubekommen, ansonsten ausbohren. Die beien Gegengewichte von den zuvor ausgebauten (und zu 99% zertsörten) Klappenwellen abbauen -> mit einem kleinen Durchschlag die Spannstifte rausschlagen und Gewicht abziehen.
Je nach bedarf sämtliche Stehbolzen am Krümmer erneuern oder Gewinde nachschneiden. Neue Lagerbuchsen in den Krümmer einsetzen, neue Lagerwellen mit den Gegengewichten verbinden - aufschieben und neuen Spannstift einschlagen, die Kompletten Lagerwellen mit den neuen Heizklappen und montiertem Gegengewicht in die neuen Buchsen im Krümmer einführen und auf Leichtgängigkeit prüfen. Die müssen sich beide ganz leicht darin bewegen lassen, ansonsten gehen später sie im Betrieb gleich wieder fest und die ganze Aktion war für umsonst, zumal die Teile ja auch richtig Geld kosten. Also im zweifelsfall die Buchsen lieber etwas weiter aufreiben, so daß es wirklich ganz leichtgängig ist. Anschließend die Heizklappen mit 2 Schweißpunkten auf den Lagerwellen festschweißen. (is eigentlich nicht so toll, da man das ganze so später wieder nicht zerlegen kann, und wieder alles zerstören muß. Scheint aber original auch so gewesen zu sein, und eine bessere Befestigung für die Heizklappen auf der Welle ist mir auch noch nicht eingefallen. Wenn einer was besseres weis, bitte melden!) Nun die neuen Kerbstifte in den Krümmer einsetzen, die neuen Bimetallfedern und die beiden neuen Spannbügel montieren. Fertig! Der rest ist eh klar!
Die benötigten Teile gibt es alle neu bei DB. Man kann im rahmen dieser Aktion noch beide Krümmer optisch aufwerten, also neu lackieren´, Problem ist nur das keine Farbe, auch nicht Ofenfarbe, auf dem heißen Abgaskrümmer lange hält. Bei mir war nach ein paar hundert KM wieder alles weggebrannt. Wenn jemand eine haltbare Farbe kennt, bitte melden!
Die 10er Stehbolzen im Zylinderkopf können, je nach Befund, auch gleich mit erneuert werden. Aber bitte beim rausdrehen aufpassen, nicht abreisen. 2 10er Muttern draufschrauben, fest kontern, und mit Gefühl vesuchen den Bolzen rauszudrehen, evtl. vorher noch mit geziehlten Gefühlvollen Hammerschlägen auf die Stirnseite des Bolzen nachhelfen. Bei mir gingen so alle problemlos raus. Ach ja, vor dem rausschrauben Kühlwasser ablassen, oder Auffangwanne drunterstellen, da aus den Gewindelöchern im Z-Kopf Wasser rauskommt.
Zu 2.:
Die Beschleunigerpumpe muß beim schnellen betätigen des Gaspedals eine genau definierte Menge Benzin in einem genau definierten Winkel in den Lufttrichter des Vergasers einspritzen. Das (gebogene) Röhrchen sitzt sehr weit oben im Lufttrichter und ist somit gut zu erkennen. Tut sie das nicht, sind in erster Linie die Membran, bzw. die Kugelventile verdächtig.
Zu 3.:
Die Vergaser vom späten 220Sb passen schon, genaue Daten und unterschiede sínd der sehr guten Vergaserüberholanleitung von Albert Gerold zu entnehmen. Die Solex vom frühen 220Sb passen nur mit einem anderen Ansaugkrümmer, und nachgerüstetem manuellen Starterzug, da sie keine Startautomatic haben.
Abschließend bleibt noch zu sagen, daß die Zenith 35/40 INAT schon sehr komplexe Vergaser sind. D.h. man sollte schon wissen was man da tut und die Funktion der Vergaser verstanden haben bevor man da ans Zerlegen geht. Die "Anleitung" in der Oldtimer Markt ist ja ganz nett, reicht aber bei weitem nicht aus um die Vergaser selber vernünftig zu überholen wenn man sowas zuvor noch nie gemacht hat.
Ich empfehle als erstes mal die sehr gute Anleitung von Albert Gerold genauestens zu studieren, und anhand des dann gewonnenen Wissens zu entscheiden ob man es sich selber zutraut oder besser bei einem Fachmann machen läßt. Nein, DB Werkstätten sind dafür in 99% NICHT geeignet. Fachleute hierfür sind z.b. Günter Lehmann, Alois Lenz, Manfred Schuhmacher.
Die Anleitung zu den Vergasern stand in den Benzheimer Flosskeln, glaub Ausgabe 44 und 45, und es gibt sie auch online beim VDH in der Memberzone, sowie auf
www.sternschuppen.de im Memberbereich.
flossige * Grüße,
Georg, 64er 220Sb