Geschrieben von Micha B. - 280 SE am 20. Oktober 2004 07:15:06:
War ein richtig schön sonniger Herbsttag gestern. Beim Einkaufen in einer kleinen Stadt in der Nähe steuerte ich einen Parklplatz im Centrum an. Zwei Plätze weiter stand ein 220 SEC. Der Anblick unserer Autos, ich war mit meinem 108er unterwegs, vor historischer Kulisse war richtig schön!
Ich schaute mir das Coupe genauer an und war erst ein wenig verstöhrt über den Zustand. Bei genauerer Betrachtung ist es ne glatte 4-! Im Gespräch mit einem Passanten erfuhr ich dann aber einiges über die Besitzerin und fing an das Auto mit anderen Augen zu sehen.
Die alte Dame hat den Wagen seinerzeit neu gekauft und ihm bis heute die Treue gehalten. Im Alltagseinsatz hat er reichlich "Patina" angesetzt. Die Lackpflege scheint ihr schon lange Mühe zu bereiten, Rost bahnt sich immer wieder aufs neue den Weg, die Stosstangen bezeugen mit diversen Dellen den harten Alltagseinsatz, das rote Leder ist bereits mehrfach mit kunstvollen Stichen am Aufplatzen gehindert worden und das Holz hat sich nahezu vollständig seines Lackes entledigt.
Für sich gesehen eigentlich ein trauriger Anblick. In Bezug auf die Einheit (Erstbesitzerin altert gemeinsam mit ihrem Auto) aber ungemein autentisch! Es hatte zweifelsfrei etwas würdevolles an sich. Als ich den Parkplatz verließ, habe ich mich noch lange gefragt, ob man wirklich jedes Auto per Restauration in den Neuzustand zurückversetzen muß. Dieser von mir gesichtete SLC hatte aus jedem Blickwinkel eine Geschichte zu erzählen, die mit seiner Besitzerin deutlich an Glaubwürdigkeit gewann.
Zum ersten Mal dachte ich darüber nach, das es schön wäre dieses Ensemble noch möglichst lange geeint im Straßenbild zu sehen. Restauriert in junger Hand wäre der Wagen "nur" noch ein Klassiker von vielen.
Micha B.