Geschrieben von GM 230SL '66 am 04. Juni 2005 13:42:00:
Als Antwort auf: chemiker unter uns, wie funktioniert das? geschrieben von norbert 230SL am 03. Juni 2005 18:48:41:
Ich nehme an, es geht um diesen "Megapulser", nach dem ralf560sec weiter unten gefragt hat.
Ich lese hier fleißig mit, aber schreib nur selten was, weil es hier viel kompetentere Leute gibt, was die Technik betrifft, aber als Chemiker fühle ich mich hier angesprochen.
Die Erklärung, die auf der Homepage dieses "megapulsers" steht, ist ein Schmarrn, wie man bei uns in Bayern sagt. Sie bewegt sich auf dem Niveau des Technogequatsches bei Star Trek. Leider.
Es gibt zwar Elemente, die ganz oder teilweise aus Isotopen bestehen, deren Kerne ein "magnetisches Moment" haben, aber das sind nicht alle, sondern nur die, deren Kerspinquantenzahl nicht Null ist. Bei Sauerstoff und Schwefel, aus denen die Sulfationen zusammengesetzt sind, sind das aber nur ein paar Zehtel bzw. Hundertstel %. Bei Blei sind es immerhin ca. 20%, wenn ich mich recht erinnere.
Eine "Resonanzfrequenz" wie dort beschrieben, gibt es nicht. Möglicherweise ist die Larmor-Frequenz gemeint, die ist aber nicht konstant sondern hängt vom äußeren Magnetfeld ab, in dem sich die Atomkerne befinden und wird dehalb nicht in MHz, sondern in MHz/T angegeben (also bezogen auf die Feldstärke des Magnetfelds).
Allgemeinverständlich ist das leider nicht, aber zum Glück ist es wenigstens wurscht, weil es sich auf die Atomkerne bezieht, nicht auf die Elektronenhülle, und daher mit den chemischen Vorgängen beim Laden/Entladen bzw. den physikalischen beim Sulfatieren nichts zu tun hat.
Warum es möglicherweise trotzdem funktionieren kann, ist ungefähr folgendes: wenn der Akku entladen wird, bildet sich Bleisulfat. Das kann man nicht verhindern, denn diese chemische Reaktion ist notwendig um die elektrische Energie zu erzeugen.
Ein Problem wird das aber erst, wenn sich das Bleisulfat auf den Elektroden (Platten) absetzt, weil der Akku nicht immer vollständig geladen wird, und dann im Lauf der Zeit diese Kristalle immer größer werden. Soweit ist es schon richtig beschrieben beim "megapulser". Wenn es genügend viele und große Kristalle auf den Platten gibt, können sie beim Laden der Batterie nicht mehr von Blei bzw. Bleioxid überwachsen werden, denn sie sind nicht elektrisch leitfähig. Daher geht Kapazität und maximale Stromstärke (für den Anlasser) verloren und irgendwann, wenn die Sulfat-SChichten dick genug sind, gehen die Elektroden auch mechanisch kaputt (Verzug).
Das kann möglicherweise verhindert werden, indem der Last- und Ladezustand der Batterie ständig wechselt (Pulsen), aber mit den Atomkernen hat das nichts zu tun, sondern damit, daß sich durch den wechselnden Stromfluß auch die Bewegung und Konzentration der Blei- und Sulfationen in der Batterie ständig ändert. Das verhindert bzw. verlangsamt die Kristallisation. Es sollte aber eigentlich effektiver sein, wenn dazwischen immer wieder geladen wird (so was gab es mal unter dem Namen Akku-Jogger, wenn ich mich recht erinnere).
Trotzdem glaube ich, daß es für die Lebensdauer am besten ist, wenn die Batterie immer möglichst voll geladen wird, weil dann die Sulfatkonzentration am geringsten ist und es gar nicht erst zur verstärkten Ablagerung kommen kann.
Ich weiß nicht, ob das jetzt jemand was nützt, aber einen Versuch war's vielleicht wert.
Trotzdem viel Spaß mit Euren Batterien. Ich kümmere mich um meine (sowohl in der Pagode als auch im Alltagsauto) übrigens überhaupt nicht, egal wie lange sie rumstehen, und hatte noch keine, die weniger als 7 Jahre gehalten hat.
GM (230SL'66)