Geschrieben von jof am 27. November 2006 16:33:25:
Als Antwort auf: Rostblasen ab der Längsstrebe geschrieben von Brunoboff am 27. November 2006 07:14:54:
Ich möchte mich aufgrund mangelnder Erfahrung beim W108 mit einem eindeutigen Urteil zurückhalten, aber folgende Anmerkungen machen:
Es hat sich gezeigt daß es besser ist, "das schlimmere" anzunehmen (also erneute Durchrostung) als auf "das bessere" (und die Erklärungen der Verkäufer) zu hoffen. Das, was man sieht, ist erst der Anfang. Untendrunter sieht es meist noch viel (!) schlimmer aus.
Wenn der Verkäufer meint, daß nichts schlimmes vorliegt, ist er vielleicht auch damit einverstanden, daß Du mit einem spitzen Schraubenzieher und/oder einem breiten Schlitzschraubenzieher an den betroffenen Stellen kräftig stechen und schaben darfst. Bei "harmlosen Rostpickeln" (obwohl es harmlose Rostpickel nicht gibt!) aufgrund schlechter Lackvorbereitung dürfte nichts weiter passieren...
Ich habe bei meiner W108-Suche einen dunkelolivfarbenen 250 SE besichtigt, der nur bei Mercedes gewartet worden war. Das Auto sah spitzenmäßig aus! Toller Originallack, innen tipp-topp.
Es gab Werkstattrechnungen zurück bis Dezember 1985. Im Nov. 2001 wurde eine "Durchrostung an Einstiegsschweller u. Radhaus vorne links beseitigt".
Vorn rechts war auch geschweißt, aber das ist dann bereits vor über 20 Jahren passiert. Dort war er wieder durchgerostet, weil die Reparatur nicht fachgerecht war. Am 22.11.05 war er noch "ohne Mängel" durch den TÜV gegangen, d.h. die Schweißarbeiten haben tatsächlich 20 Jahre gehalten.
Wie es unter den Blechen im Schweller aussieht, wird der Fachmann erahnen. Da auch die hinteren Radläufe, der Querträger vorne und die hinteren Kofferraummulden von der selben Werkstatt geschweißt waren, habe ich von einem Kauf abgesehen (der Wagen steht übrigens immer noch zum Verkauf, jetzt zu einem reduzierten Preis, aber immer noch mit dem Hinweis "rostfrei" in der Anzeige, obwohl es der Verkäufer besser weiß).
Will damit sagen: es könnte sein, daß die Schweißarbeiten bei "Deinem" Wagen auch 20 Jahre überdauert haben, aber es durchaus möglich ist daß mittelfristig eine erneute Komplettrenovierung ansteht.
Vor 20 Jahren war ein W108 ein "Gebrauchsauto" mit beginnendem Liebhaberwert. Die meisten Reparaturen (insbesondere Schweißarbeiten) wurden nicht in der Qualität einer heutigen Restauration durchgeführt, weil das wirtschaftlicher Unfug war.
Wenn der Verkäufer die damalige Restauration nicht detailliert mit Fotos belegen kann empfehle ich, das Auto vor dem Kauf von einem wirklichen Kenner der Materie begutachten zu lassen, z.B. in der Werkstatt von Günther Lehmann.
Auch wenn das mit Zusatzkosten und Zeitaufwand verbunden ist meine ich, daß es die Sache wert ist. Der Verkäufer des dunkelolivfarbenen 250 SE hätte das beim Kauf vor einem Jahr von der Erstbesitzering besser auch getan, dann hätte er heute ein großes Problem weniger...
Meine Meinung!
Gruß jof