Geschrieben von Coup
am 17. Januar 2007 09:58:32:
Verwaltung will Autos mit hohem Schadstoff-Ausstoß vom Jahr 2008 an nicht mehr in die Stadt lassen
Von Dieter Salzmann
Potsdam Ganz Potsdam wird womöglich mit dem Beginn des kommenden Jahres zur Umweltzone erklärt und damit für Fahrzeuge gesperrt, die nicht mit einer der drei neuengrünen, gelben oder roten Schadstoffplaketten gekennzeichnet sind. Dies wird im Aktionsplan Feinstaub vorgeschlagen, den die Stadtverwaltung derzeit gemeinsam mit dem Landesumweltamt ausarbeitet und dessen Entwurf den Potsdamer Stadtverordneten demnächst vorgelegt werden soll.
Der Grund für diese Überlegungen ist die hohe Feinstaubkonzentration, die an den vier Messstellen in der Stadt registriert wurden. An der stark befahrenen Zeppelinstraße ist der Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaubpartikeln pro Kubikmeter im vergangenen Jahr an 64 Tagen überschritten worden - 35 Tage sind nach den Immissionsschutz-Richtlinien jedoch nur erlaubt.
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In der Behlertstraße kam es zu 33 Überschreitungen. Die beiden übrigen Messpunkte blieben deutlich unter dem 35-Tage-Limit.
Durchgangsverkehr kann nicht ausweichen
Problematisch ist die Situation in Potsdam deshalb, weil es nur wenige Hauptverkehrs- und Ausfallstraßen gibt und für die es keine Ausweichrouten gibt. So führt aus der Innenstadt praktisch nur eine Straße, die Berliner Straße, nach Berlin, es sei denn, man nimmt den Umweg über die Autobahn in Kauf. Von Potsdam nach Brandenburg /H. gibt es nur einen Weg. Der Durchgangsverkehr muss sich durch ein Straßengeviert rings um die Innenstadt schieben, wodurch es regelmäßig zu Staus kommt, was die Schadstoff-Belastung noch verschärft. "Es hat wenig Sinn, nur die stark belasteten Straßen zu sperren, da dann die Fahrer von Autos ohne Vignette vermutlich Nebenstraßen als Schleichwege benutzen würden", sagt Michael Schrewe, Bereichsleiter für Straßenverkehr in der Potsdamer Stadtverwaltung. Dies sei jedoch nicht Sinn der Sache und müsse unbedingt vermieden werden.
Der Aktionsplan sieht zunächst vor, dem Feinstaubproblem auf anderem Wege zu begegnen - Stichwort: Grüne Welle. "Wenn es gelingt", so Schrewe, "den Verkehr flüssiger als bisher durch die Stadt zu führen, wird auch die Schadstoff-Belastung sinken". Ob dies ausreicht, bezweifelt der Verkehrsexperte: "Ich glaube nicht, dass wir im kommenden Jahr um die Einrichtung der Umweltzone umhinkommen." Dies werde jedoch spätestens Anfang 2010 der Fall sein, wenn die ab 2008 geltende Regelung verschärft wird und nur noch Autos mit der durch die grüne Vignette gekennzeichneten geringsten Schadstoff-Klasse für emmissionsgefährdete Gebiete zugelassen sein werden.
In Potsdam soll am 1. März mit dem Verkauf der bundesweit einheitlichen Plaketten begonnen werden. Damit können die Potsdamer auch weiterhin in die Berliner Innenstadt fahren, denn dort sind ebenfalls Umweltzonen geplant.
Aus der Berliner Morgenpost vom 17. Januar 2007
www.morgenpost.de/content/2007/01/17/brandenburg/877338.html