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Robert_D
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Geschrieben von Robert_D
am 30. März 2007 22:57:10:
Hallo!
Wie weiter unten schon angekündigt, habe ich inzwischen den Entwurf meines Briefes fertig.
Ich wollte ihn hier gern mal zur Diskussion stellen und bin für etwaige Verbesserungsvorschläge durchaus dankbar!
Ein paar Anregungen aus der Diskussion weiter unten habe ich bereits mit hineingebracht - aber vielleicht fehlt ja dem einen oder anderen noch ein Punkt, den es anzusprechen lohnen würde.
Hier also mein Entwurf:
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Sehr geehrter Herr Gabriel,
auf mein Schreiben vom 29.01.2007 erhielt ich mit Datum vom 07.03.2007 eine mit dem Namen "Weiss" unterzeichnete Antwort, auf die ich nun Bezug nehmen möchte.
Leider ist mir Ihr Schreiben nicht völlig verständlich und so bitte Sie um Erläuterung verschiedener Punkte.
Gemäß Ihren Angaben stellen die registrierten Oldtimer in Deutschland einen Anteil von 0,44% am Gesamtfahrzeugbestand, haben aber trotzdem einen Anteil von 6% bei CO, 5% bei VOC und 3% bei den NOx an der Gesamtschadstoffbelastung, weil sie gemessen an modernen Fahrzeugen ein Vielfaches an Schadstoffen ausstießen.
Laut Ihres Schreibens stoßen die Oldtimer im Schnitt das 35-fache an CO, das 60-fache an VOC und das 45-fache an NOx aus - und hier wird Ihr Zahlenwerk für mich unverständlich:
wenn ich Ihre Zahlen einmal in Relation zueinander setze (6, 5 und 3% an der Gesamtbelastung, 35-, 60- und 45-facher Ausstoß je Fahrzeug, bei einem Bestand von 0,44 %), müßte ausgehend nur von den CO-Werten jeder einzelne Oldtimer jährlich etwa 41,2 % der Jahresfahrleistung eines modernen PKW leisten.
Mit den VOC-Werten gerechnet beträgt die Jahresfahrleistung der Oldtimer aber plötzlich nur noch 19,8 % gegenüber dem neuzeitlichen Durchschnittsfahrzeug, und bemessen an den NOx-Werten beträgt die Kilometerleistung Ihres Muster-Oldtimers sogar nur noch 15,5 %.
Da dies ja schon rein praktisch nicht möglich ist, müssen also entweder noch andere sehr gravierende Faktoren ihren Einfluß auf den Schadstoffausstoß ausüben, oder aber Ihre Zahlen sind einfach nur falsch.
Dies bringt mich nun zum nächsten Punkt, der mir bislang unverständlich ist:
Woher stammen Ihre Angaben über den tatsächlichen Schadstoffausstoß der Oldtimer in Deutschland, sei es gemessen am Gesamtausstoß oder auch am Verhältnis zu dem von Ihnen angeführten "modernen Euro-4-PKW"?
Natürlich, den genannten Anteil am gesamten Fahrzeugbestand von 0,44% erhalten Sie problemlos aus den Zulassungsstatistiken, aber damit dürften Ihre - zuverlässigen - Quellen auch schon versiegt sein!
Wie hoch nun aber der spezifische Schadstoffausstoß jedes einzelnen Fahrzeugs ist, dürfte schlichtweg unmöglich zu ermitteln sein - denn "DEN" Oldtimer gibt es nicht!
Welche Zahlen legen Sie also zugrunde? Die Werte des 1912er Ford T, der nur einmal im Jahr zu einer Ausfahrt des Messingveteranenvereins aus seiner Garage entlassen wird? Die des 1970er Käfers, der von seiner Erstbesitzerin noch heute schonend im Alltag bewegt wird? Oder die des in zeitgenössischer Manier "auftrainierten" 3-Liter-Capri RS, der von seinem engagierten Besitzer in ebenfalls zeitgenössischer Manier bewegt wird?
Es gibt Oldtimer in allen nur denkbaren Gewichts- und Leistungsstufen, von ausgesprochen sparsam bis zum ausgemachten Spritsäufer, und jeder einzelne von diesen wird höchst individuell genutzt - manche stehen sich elfeinhalb Monate im Jahr die Reifen eckig, während andere im ganzjährigen Alltagseinsatz täglich gefahren werden.
Verfügen Sie über eine abschließende Liste aller in Deutschland zugelassenen Oldtimer, einschließlich ihrer spezifischen Jahresfahrleistungen und ihres tatsächlichen Abgasverhaltens?
Wenn ja, muß ich sie enttäuschen: sie ist nicht vollständig!
Mich persönlich hat nämlich noch niemand gefragt, wieviel ich mit meinem eigenen Mercedes 280S von 1971 im Jahr fahre, wie meine übliche Fahrweise aussieht oder wie hoch mein durchschnittlicher Kraftstoffverbrauch ist.
Natürlich könnte man versuchen, anhand der Zulassungsstatistik, bemessen an Alter und Hubraum, Näherungswerte für den möglichen Schadstoffausstoß zu ermitteln - aber aufgrund dieser Näherungswerte dann weiter zu vermuten, wie hoch wohl die tatsächliche Kilometerleistung der einzelnen Fahrzeuge liegen möge, bleibt schlußendlich reine Spekulation!
Übrigens dürfte es relativ einleuchtend sein, daß gerade die großen (und großvolumigen) wirklich spritfressenden Oldtimer, wie z.B. die amerikanischen Straßenkreuzer der fünfziger Jahre, im Verhältnis meist deutlich weniger bewegt werden als die kleineren und eher sparsamen Fahrzeuge vom Schlage eines Käfers, Kadett B oder auch Mercedes Diesel - einerseits eben wegen des hohen Spritverbrauchs, andererseits aber auch wegen der eher als eingeschränkt zu betrachenden Alltagstauglichkeit eines 6,5-Meter-Schlachtschiffs von zwei oder mehr Tonnen Leergewicht.
Im übrigen ist es meiner Meinung nach schon vom System her nicht möglich, einen wie auch immer gearteten Durchschnitt aller Oldtimer, ihrer Nutzung oder ihrer Besitzer zu ermitteln - gerade weil es der pure Individualismus ist, der einen Menschen zum Oldtimerfahrer werden läßt.
Dieser Individualismus ist aber auch der einzige Nenner, unter dem sich "die Oldtimerfahrer" zusammenfassen lassen, denn während der eine vielleicht sein Herz an die Kleinstwagen und Rollermobile der Nachkriegsära verloren hat, liebt der nächste die klassischen Formen des Adenauer-Mercedes und des großen 600, und wieder ein anderer möchte seinen russischen 1965er Saporoshez gegen nichts in der Welt tauschen.
Wie bitteschön will man eine Gruppe von 150.000 oder 200.000 absoluten Individualisten, von denen jeder einzelne seine ganz eigenen Ziele und Vorstellungen hat, in ein gemeinsames Schema pressen?
Darüberhinaus möchte ich noch zu bedenken geben, daß es, sofern es Ihnen WIRKLICH um eine Entlastung der Umwelt geht, und die ganze Diskussion nicht nur einen weiteren bloßen Umsatzanschub für die Autoindustrie* darstellen soll, sinnvoll wäre, die umweltfreundliche Umrüstung von Oldtimern nicht durch eine allzu enge und strenge Vorgabe zu erschweren, sondern ganz im Gegenteil die Anforderungen ein wenig zu lockern!
Natürlich ist es nicht einmal mit maximalem Aufwand möglich, einen Vergasermotor der sechziger Jahre auf die Abgaswerte eines (jetzt) modernen Euro-4-Autos zu trimmen (wobei auch dieser vermutlich in spätestens zehn Jahren als Umweltsünder ersten Ranges verdammt und verteufelt werden wird), jedoch könnte man sicherlich bei einem großen Teil der Fahrzeuge durch einfache (und dann voraussichtlich relativ preiswerte) Nachrüstlösungen den Schadstoffausstoß deutlich reduzieren - wenn das denn seitens der Politik gewollt wäre, und man solche Umrüstungen durch eine Lockerung der Anforderung an Nachrüstsysteme erleichtern würde!
Aber ganz im Gegenteil, die Anforderungen werden stets analog zu den modernsten Neuwagen gehalten - dabei sollte es doch auch in Ihrem Sinne sein, wenn sich der vorher angeblich 35-fache Ausstoß an CO auf hinterher z.B. nur noch den zehnfachen Wert reduziert - dann würde sich ja der angebliche Anteil an der Gesamtbelastung von 6% schon auf unter 2% reduzieren!
Wäre DAS nicht ein toller Erfolg???
Aber stattdessen wird ja noch nicht einmal der Einbau einer Gasanlage in einem Oldtimer honoriert - und das, obwohl diese die einfachste, schnellste und sauberste Lösung ist, um die Abgase eines Oldtimers im Fahrbetrieb deutlich zu senken!
Aber eine Berücksichtigung dieser sehr umweltschonenden Technik bei der Schadstoffeinstufung ist in Deutschland schlichtweg nicht vorgesehen - hierfür wird regelmäßig die Begründung ausgegeben, daß man ja trotzdem weiterhin auch statt auf Gas im reinen Benzinbetrieb fahren könnte.
Rechnet wirklich irgendwer damit, daß ich aus reiner Boshaftigkeit statt des preiswerteren LPG weiterhin das teure Super plus tanken würde, nur um der Umwelt zu schaden und dem Umweltbundesamt ein Schnippchen zu schlagen?
(Natürlich könnte ich theoretisch auch den Benzintank aus meinem Wagen herausreißen, ihn auf rein monovalenten Gasbetrieb umrüsten, und mir dann für sündhaft teures Geld per Einzelgutachten die Verbesserung des Abgasverhalten bescheinigen lassen - aber diese Aktion wäre nicht nur völlig unerschwinglich, sondern würde meinen Wagen auch seiner Eigenschaft als Oldtimer, also als kraftfahrzeughistorisches Kulturgut, berauben, weil dieser Umbau alles andere als authentisch oder zeitgenössisch wäre. Die LPG-Anlage hingegen ist problemlos einzutragen, weil genau dieses Zubehör bereits in den sechziger und siebziger Jahren zur regelmäßigen Ausstattung dieser Fahrzeuge gehörte - insbesondere auch am Niederrhein und im Münsterland.)
Zu guter Letzt möchte ich noch darauf hinweisen, daß zumindest zur Zeit die ganze Diskussion um Umweltzonen und Fahrverbote noch immer einzig und allein am Feinstaub aufgehängt wird!
Die Feinstaubverordnung jedoch als Rechtsgrundlage für den Ausschluß benzinbetriebener Fahrzeuge aus den zu errichtenden "Umweltzonen" zu nutzen, wäre nur dann zulässig, wenn dadurch tatsächlich eine nennenswerte Senkung der innerörtlichen Feinstaubbelastung erreicht werden könnte.
Das ist aber völlig ausgeschlossen, weil Ottomotoren - egal ob mit oder ohne Kat - überhaupt keinen Feinstaub emittieren KÖNNEN!
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie auf meine Fragen sachlich eingehen könnten, und mich nicht nur mit einem wenig aussagekräftigen Standardschreiben bedenken würden!
Mit freundlichen Grüßen,
Robert Delhey
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Schönen Gruß,
Robert
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