Als Nachtrag heute im Kommentar der zweitgrößten Ruhrgebietszeitung NRZ zu lesen:
Eine Zensur findet statt
Meinung, 16.11.2008, FRANK STENGLEIN,, Trackback-URL
Stasi-Veteran zwingt Wikipedia in die Knie
Wer am Wochenende in bewährter Manier bei Wikipedia nachschlagen wollte, erlebte eine böse Überraschung. Die Seiten der beliebten Internet-Enzyklopädie waren gesperrt und nur über Umwege erreichbar. Ins Werk gesetzt hat dies der Stasi-Veteran und heutige Linke-Bundestagsabgeordnete Lutz Heilmann. Ihm gefielen einige Details aus seinem Lebenslauf nicht, die dort zu lesen waren. Wikipedia ging per Löschtaste in die Knie.Der Vorgang ist kein Einzelfall. Fast routinemäßig erachten deutsche Gerichte die Persönlichkeitsrechte von Stasi- und SED-Tätern als höherrangig als das Aufklärungsrecht der Öffentlichkeit. Wer über solche Leute, die oft wieder angesehene Positionen bekleiden, publizistisch arbeitet, der braucht viel Mut, Geld und Nerven. Die Gegenseite ist juristisch und politisch bestens organisiert. Auf Stasi-Opfer wirkt die faktische Zensur wie eine neue, bittere Demütigung.Es ist fatal, dass diejenigen, die den Rechtsstaat früher bis aufs Blut bekämpften, ihn nun derart einseitig instrumentalisieren können. Denn schleichende Selbstzensur wie jetzt bei Wikipedia hat einen Preis: weniger Wissen über die DDR und ihre Verbrechen.
f.stenglein@nrz.de