Hier ein text vom Tuef Sued im MBCCC-Forum:
Bremsschläuche und –leitungen gehören zu den wichtigsten Sicherheitsbauteilen eines Kraftfahrzeugs, auch wenn man ihnen kaum einmal Beachtung schenkt. Die von außen betrachtet unsichtbaren Helferlein können sogar lebensrettend sein, es sei denn, sie sind in einem schlechten Zustand oder sie wurden durch unpassende bzw. falsche Teile ersetzt.
Schäden, die der Verfasser an Oldtimern schon häufiger feststellen musste gehen von schlicht durchgerosteten Leitungen, über flachgeklopfte Leitungen oder gar solche, die im Nichts enden, also einfach „stillgelegt“ wurden. Bei den Schläuchen fällt von außen nur auf, wenn sie rissig sind oder gar bereits Flüssigkeit austritt. Ganz schwierig wird es, wenn Bremsschläuche von innen „zuwachsen“, also unsichtbar aufquellen und somit verstopfen. Dadurch kann die hydraulische Flüssigkeit nicht mehr passieren und die Bremswirkung am entsprechenden Rad bzw. der Achse ist gleich Null. Außerdem kann bei einer Vollbremsung mit maximalem Pedaldruck der Bremsschlauch platzen, was einen ungehinderten, sofortigen Austritt der Flüssigkeit zur Folge hat. Das Pedal fällt ein, wobei bei Zweikreisanlagen immer noch ein Kreis intakt bleibt. Doch das Erschrecken ist groß…
Auch falsche Bremsflüssigkeit (z.B. Verwendung von DOT 5 statt DOT 4) kann zum Aufquellen der Schläuche führen und auch die Manschetten in den Bremszylindern bzw. –sätteln ruinieren.
Leider ist es Tatsache, daß die Bremsschläuche nicht völlig dicht sind. Zwar dringt von innen nach außen normalerweise keine Flüssigkeit durch, doch die Aufnahme von Wasser, welches durch das Gummi diffundiert, ist nicht zu verhindern. Dadurch wird der Siedepunkt der Bremsflüssigkeit nach einiger Zeit erheblich reduziert, was die gefürchtete Dampfblasenbildung verursachen kann. Die Fahrzeughersteller sprechen von einem Wechselintervall von maximal zwei Jahren.
Auch die Art der Bremsschläuche spielt eine Rolle. Vornehmlich bei Motorrädern kamen bereits in den 80er-Jahren sogenannte Stahlflex-Schläuche auf, welche das Gummi des Schlauches geradezu „fest im Griff“ halten. Ein Mantel aus geflochtenen Stahldrähten ist natürlich nicht so dehnbar wie Gummi und dadurch wird der durch Handhebel oder Pedal aufgebaute Bremsdruck schneller weitergegeben, da das Aufblähen des Schlauchs fast komplett unterbunden wird. Allerdings dürfen solche Schläuche nur in großzügigen Radien verlegt werden, damit die Drähte nicht ins Gummi schneiden. In den meisten Einbauanleitungen wird darauf leider kaum mehr Rücksicht genommen.
Solche Schläuche aus unbekannten Quellen können aber auch unter Umständen gar nicht für die Druckverhältnisse im System ausgelegt sein. Deshalb ist als Mindestanforderung ein Teilegutachten nach §19(3) StVZO erforderlich bzw. der Nachweis, dass die US-Vorschrift FMVSS für diese Teile eingehalten wurde. Seriöse Händler liefern diesen Nachweis selbstverständlich mit.
Wie sieht es nun mit dem H-Kennzeichen aus: Eine Umrüstung von älteren Fahrzeugen auf die moderne Stahlflextechnik ist im Allgemeinen für das H-Kennzeichen unschädlich.
Häufig werden für die Restaurierung von Oldtimern sogenannte Kupferbremsleitungen verwendet. Nur wenige Hersteller haben diese serienmäßig verbaut. Neben guter Verfügbarkeit und die Möglichkeit, die Leitungen auch an ungewöhnliche Biegungen des Originalfahrzeugs anzupassen, sind sie auch sehr leicht zu biegen. Zwei Gefahrenpunkte sollen hier erwähnt werden:
Zum einen muss die Bördelung samt Überwurfmutter eine exakte Vorschrift einhalten, zum anderen darf das Material nicht zu stark gebogen werden, da ansonsten Bruchgefahr besteht. Doch auch hier besteht keine Gefahr für das H-Kennzeichen, auch dann nicht, wenn original Stahlleitungen verbaut waren.
Haben Sie noch Fragen zu diesem Thema oder können Sie durch weitere eigene Erfahrungen einen Beitrag zur Diskussion bringen?
Immer besten Bremsdruck in allen Situationen wünscht
Ihr Matthias Gerst von TÜV SÜD