Vor 2 Jahren war auf der Retro in Stuttgart ein W 111 Coupe mit 5,6 l V8 (vermutlich aus dem W 126),30 cm-Speichenlenkrad mit Holzkranz,300 km/h-Tacho und weiterem Firlefanz ausgestellt.In meiner Heimatstadt konnte ich im vergangenen Jahr ein W 111/220 SE-Coupe mit 4(!)Endrohren,der Heck- und Seitenaufschrift "Kompressor",Schalensitzen in abstrusem Farbton, Breitreifen auf polierten Chromspeichenfelgen und einer Vielzahl von Zierleisten -hauptsächlich dort, wo sie nicht hingehören - "bewundern".Ein hervorragend "angepasster" Frontspoiler zum Schneeschieben durfte natürlich nicht fehlen.Selbstredend war das Vehikel tiefer gelegt und schnüffelte über den Asphalt,ähnlich einem Fährtenhund.Der Besitzer, so Mitte 50,meinte mit stolz geschwellter Brust,der Wagen sei ein absolutes Einzelstück(hoffentlich!) und verbinde Historie mit moderner Fahrtechnik wie kein zweiter...
Sollte ein historisch originales Fahrzeug nicht ein solches bleiben? Warum versucht man,einen 6,3 l in den 3,5, oder noch schlimmer, gar in einen W 108 zu stopfen?Der Vergleich: steck´einen Bauern in einen Abendanzug-er bleibt deswegen trotzdem ein Bauer-sei hier erlaubt.
Natürlich mag jeder selbst entscheiden,ob und wie er seinen Oldtimer verändert,doch möge man exzessives "Tuning" lieber der Golf III und IV Jung-Fraktion überlassen.Präsentiert sich ein topgepflegter originaler 250 S in dezentem sandbeige und Buchhalterausstattung nicht um ein Vielfaches authentischer,als die eingangs erwähnte,verkappte "Ludenschleuder"?
Ich glaube schon.
Grüße vom Originalitäts-Freak Peter