Geschrieben von Reinhard Pagode
am 07. August 2003 23:28:48:
Kleine, recht eilige runtergeschriebene Kaufberatung Pagode 280 SL Automatik
Das Wichtigste beim Pagodenkauf sind die Beurteilung des Allgemeinzustandes und damit auch der allzu auffälligen Roststellen, wesentlich jedenfalls an den typischen Stellen.
Zuerst einmal sollte man einen Blick auf das Äußere und in den Innenbereich werfen, um festzustellen, ob der Wagen einem überhaupt liegt und ein weiteres, genaueres Hinsehen überhaupt Sinn macht.
Dann schaut man außen ohne Detailbetrachtung auf evtl. leicht erkennbare Roststellen im allgemeinen Karosseriebereich, der normalerweise weniger von Rost befallen wird wie Kotflügeloberflächen, weitere Lampenumgebung, Aussehen des hinteren Hardtopbereiches, Lack unterhalb der Zierleisten, also Richtung Fahrbahn (Ausblühungen) etc.
Macht das Alles einen passablen Eindruck, fluchtet man mit dem Auge in knieender Stellung von hinten über die Radhäuser, um zu schauen, ob die Kuvatur der nach unten laufenden Radhaus-"Nasen" bei beiden Kotflügel gleich verläuft oder ob der eine oder beide KF eine nicht ganz passende Abweichung hat, die oft in einer Gegenlinie leicht nach oben zu bemerken ist,- klar, hier wurde bereits nachgearbeitet, was allerdings nicht unbedingt schlimm sein muss.
Der gleiche Blick entlang der mittleren Zierleisten zeigt, ob hier alles im "Lot" ist, schwänzelt die Linie hin und her, hast da schon mal gekracht oder es wurde unsachgemäß "gefummelt",- ist auch nicht schlimm, wenn kein Rost vorhanden ist,- nebenbei Haube, Kofferraumdeckel und Türverkleidungen sind ja aus Alu.
Die gleiche Betrachtung widmet man dann der Scheinwerferpartie. Hier gibt die Form der von dem Chromring aus weglaufenden Struktur der Karosserie guten Aufschluss darüber, ob hier bereits, was als sicher gelten kann, nachgearbeitet wurde, jedoch sachgemäß oder unsachgemäß nur "irgendwas hingespachtelt" wurde. Die Form des Chromringes gibt exakt den Verlauf der kleinen Erhebung im Karosseriebereich vor und muss genau fluchten,- wenn’s allerdings nicht verrostet ist, kann man das nat. auch später korrigieren, das wäre kein Grund ...).
Der Blick in den Innenraum verschafft einem dann leicht die Erkenntnis, ob hier nur ein pingeliger Vorbesitzer am Werke war oder sich Leder, Teppiche, Armaturenbrett etc. in bemitleidungswertem Zustand befinden. Hat alles nur normale Gebrauchsspuren je nach Kilometer-Leistung, kann man sich an weitere Untersuchungen wagen, denn eine Pagode, die äußerlich verschlissen ist, hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Vorbesitzer gehabt, der erst einmal unnerum alles schweißen und in Ordnung hielt, bevor er nicht parallel auch oben für das Äußeres was getan hätte, die Vorbesitzer waren oft Ärzte und Vertreter anderer Berufsgruppen, die ordentlich mit ihren Fahrzeugen umgingen und meist bei MB alle Wartungen und Reparaturen durchführen ließen, was nicht unbedingt was Positives bedeuten muss..
Der Blick auf die Abnutzung des Gas- und Bremspedals sollte Aufschluss über die gefahrenen km geben, außer die Gummiauflagen sind richtig neu, also kaum abgenutzt, dann ist besondere Vorsicht angebracht.
Die Frage der Kopfstützen und der 3-Punkt-Gurte will ich hier nicht ansprechen, da solche Teile nach- oder umrüstbar sind,- kein Problem, dto. die Warnanlage, die eigentlich vorhanden sein muss!
Die Betrachtung des Verdeckkastens und aller damit zusammenhängenden Teile kann ich nicht beschreiben, da ich persönlich nur eine Pagode "California" habe, die kein Verdeck und nur ein aber abnehmbares Hardtop hat.
Fällt weiterhin der Gesamteindruck gut aus, ist die Inspektion des Kofferrauminnenlebens unabdingbar:
Grundsätzlich müssen immer alle Matten, egal wo, raus, um den Unterboden und die Nähte begutachten zu können. Alle, in diesem Fall 2, sichtbaren Gummistöpsel werden entfernt und mit der Taschenlampe ausgeleuchtet,- glänzt hier alles weiß-grün-gelblich-milchig, wie auch sonst im Innenraum, ist alles noch rostfrei und im Original-Zustand.
Genauso sollte man von unten bei den unter dem Kofferraum liegenden Längs- und Quer-Traversen nachschauen.
Ist unter der geriffelten Gummimatte, so sie noch original vorhanden ist, links in FR gesehen kein Wasser oder Rostansatz, ist dies schon mal ein sehr gutes Zeichen.
Dto. wäre der Motorraum zu betrachten, sind die Nähte und Falzen rostfrei oder zeigen sich hier massive oder nur Flugrostansätze?
Nach dieser eher oberflächigen Betrachtung sollte man tiefer einsteigen:
typische Roststellen und leicht aufzuspüren sind diese:
- Bodenbleche unten aufsteigend zum Motorraum,- meist durch oder bereits geschweißt, von außen zu sehen oder von innen nach Entfernen der Fußmatten und Dämmlage an Rostspuren zwischen Schweller und Bodenblech bestens auszumachen,
- Hohlräume, durch Schotte geteilt, im Fußbereich vor der A-Säule,- Armaturenbrett-Unterverkleidung ab, Chromleiste an Tür – 4 Kreuzschlitzschr. raus, Verkleidung ab und reinleuchten/schauen,
- Spritzschutzblech im vorderen Radkasten abbauen und in Richtung Tür ausleuchten (wenn Beides innen und außen ab ist, erkennt man die Zusammenhänge und die Probleme), sind hier wie dort nur kleinere Rostquellen Richtung nach oben festzustellen, ist der Wagen überhaupt sicher ok.
- Wagen hinten in der Wagenheberaufnahme – wie sieht diese aus ?- aufbocken,- schließen die Türen dann noch? und den obersten Punkt im hinteren Radkasten genau betrachten. Da ist ein Falz, der gerne am obersten Punkt rostet, bereits geschweißt ist oder vor sich hinrostet,
- nimmt man die hinteren inneren Seiten-Verkleidungen ab, kann man diesen Punkt auch eingehend betrachten und
- von dort aus unten an der B-Säule gut in die Tiefen des Schwellerbereichs - wenigstens einigermaßen - Einblick nehmen,- hier ist, wie vorne, grundsätzlich eigentlich Rost. Ist hier wie vor nur Flugrost, als ein leichter oberflächiger Rostansatz zu sehen, Auto sofort kaufen, denn dann ist er topp
- vordere Radläufe,- s. oben und Lampenkästen nach Ausbau der Scheinwerfer betrachten, bes. den Bereich des Spitzzulaufens des KF und des Lampenkasten betrachten,- Rostansätze: wo?
- vom Motorraum aus nachsehen, ob die innere Schottwand zum Kotflügelansatz oben schon mal nachgeschweißt wurde,
- Radlaufkanten intensiv betrachten: doppeltes Blech? Zwischenunterrostungen, bröselig? mal mit nem Schraubendreher abklopfen, der Ton ändert sich, wenn es nur noch bröselt,
- Übergang bzw. Stoßkante zwischen innerem und äußerem Schwellerbereich (2 Schrauben) im Vorderbereich des hinteren Radlaufs genau betrachten, "steht" der oder fehlen Teile,
- vorne hinten dto, das ist fast dasselbe Detail!, nur dass vorne das Schottwandblech das Gegenstück zur äußeren Schwellerfalzung darstellt,
- an allen Kantungen bzw. Falzungen der jeweiligen Tiefpunkte der Holme befinden sich kleine einseitige Rundungen im Falz, die ein Ablaufloch für Wasser darstellen, sie müssen offen sein und bleiben!
- besteht die Möglichkeit des Abbaus der äußeren Schweller, wäre das ein Segen, denn dann bekommt man den bestmöglichsten Einblick in den problematischsten Bereich der Pagode:
innere Schwellererscheinung, Wagenheberaufnahmen. Grundsätzlich hier,- wenn’s geht, meist später bei Besitz erst, 5 Stck. 1,0 cm oder größere Löcher bohren, je 2 vor und hinter der Wagenheberaufnahme in ca. 4-5 cm Abstand und 1 Loch in der Mitte des Schwellers. 1 Loch sollte zusätzlich an diesen Stellen von unten gebohrt werden, damit man Licht in die Sache bringt, wenn man seitwärts reinschaut, da sieht man dann alles, ist beruhigt, weil nur Rost oder beunruhigt, weil kein Material – meist faustgroß - mehr zu erkennen ist, also Teile richtig weggerostet sind, Achtung: bei den Schotten, egal wo, fehlen meist halbrunde Ecken im unteren Bereich, die sind so werksmäßig vorgesehen, haben oft Rost an den Flanken, aber das schadet nichts, da fehlt kaum Material, was irgendwie die Stabilität beeinflusst.
So, erst einmal, werde nachschießen, wenn mir noch was einfällt. Seht ihr hier an den beschriebenen Stellen überall Rost, wunderst den Pagodenfahrer nicht, denn das ist – für mich – normal, entscheidend ist, ob die Grundstruktur entweder über Fluid oder Mike Sanders o. glw. direkt und so sofort erhalten werden kann oder sofort Schweißmaßnahmen unabdingbar sind.
Ist die Grundstruktur in diesen Bereich ok und nur angerostet, aber nicht in faustgroßen Teilen ganz weggerostet, lässt sich mit konservierenden Zwischenmaßnahmen eine Zeitbrücke finden, die einteilbar, damit überschaubar und finanziell planbar ist,- das sollte reichen und das braucht man sowieso,- irgendwie.
Will sagen: haben alle die beschriebenen Teile notwendigerweise sowieso vorprogrammierte Rostansätze, ist dies normal und die P. ist sofort zu kaufen, wenn sie ansonsten äußerlich und innerlich nicht nur gefällt, sondern auch in allen Anbauteilen wie Chrom, Leder, Matten, Dach, Verdeck etc. einigermaßen akzeptabel ok ist.
Kann man Teile, wie speziell den Schweller nicht abbauen, sind Klopftests unabdinglich, die allein über ihr metallischen Klang oft Aufschluss über den Allgemeinzustand des auteils geben.
Die Spaltmaße sollte man nat. bei der äußeren Betrachtung auch mal kontrollieren, ob einfach große Abweichungen vorhanden sind zwischen Fahrer- und Beifahrersete und überhaupt,- sie sollten wenigstens einigermaßen gleichmäßig ausfallen.
Das war der erst einmal kurz schnell runter geschriebene Bericht für Jürgen und sonstige Betrachter seiner evtl. zu kaufenden Pagode,- bitte nur vorsichtig kritisieren,- Jean!
))
werde gerne weiter schreiben und verbessern, bin aber müde, ein bisserl.
Gruß
Reinhard
weiteres Eingehen auf:
Motorraumbereich – Motor,- Automatik,- Ölverlust-,
Kurbelwellensimmerring
aufgequollenen Kühlerschläuche
Öllachen, sollten folgen
))