Geschrieben von Flossenpfleger am 21. Juni 2004 00:56:51:
Erlaubt mir eine Geschichte zu erzählen von einem, der sich früher aus Herold verabschiedet hat, weil er am Nachmittag sein Geschäft öfnnen musste.
Aber wir wollen von vorne beginnen, bis zum Ende des FST lief eigentlich alles nach der Zufriedenheit des Verfassers, der Niederschlag hatte sich endlich gegen Null, und die Außentemperatur deutlich im Bereich über Null eingefunden, so dass einem gemütlichen Abend im Kreise gleichgesinnter eigentlich nix mehr im Wege stand.
Über die Fahrt vom FST Gelände zum Treffpunkt in Herold, muss hier nichts mehr gesagt werden, das ist alles schon hinreichend beleuchtet worden, obwohl eine Fahrt durch den nächtlichen, dem Verfasser geografisch fast völlig unbekannten, Taunus in nahezu rasender Schrittgeschwindigkeit eine nicht zu unterschätzende Erfahrung ist, vor allem wenn einem von den modernen Plastikautos fast die Flossen abgefahren werden, weil keiner erkennt, dass eine Warnblinkanlage auch mit roten Blinkern, wie es der Name schon sagt, vor einer Gefahr warnt.
Aber trotzdem hat die Holländisch – Deutsche Viererkette gehalten, und den Weg ins Ziel gefunden. Trotz der Tatsache, das einige Strassen nicht dem GPS Roadmaps entsprechen, oder doch jetzt andersrum ? Na ja egal !
Ein Lob auf uns, haben wir klasse gemacht !
Im nachhinein fällt mir an dieser Stelle auf, die Motortemperatur hat bei der Schleichfahrt zwischenzeitlich auch schon bedenklich hohe Werte angenommen, wurde aber auf die niedrige Geschwindigkeit geschoben und somit nicht weiter beachtet.
Nachdem wir uns am Können der Grillmeister gelabt haben, das eine oder andere Bier getrunken und wohlbehalten im Nachtquartier eingetroffen waren, wurde es nach einem beiläufigen Blick auf die Uhr schnell klar, dass diese Nacht auch wieder sehr kurz werden würde.
Da Morgenstund' zwar Gold im Mund haben soll, und ich wieder mal keins gefunden hatte, wurde sich dann nach gemeinsamem Frühstück über das Chaos der letzten Nacht hergemacht, und durch viele Hände recht schnell in seine Schranken gewiesen.
Nach der obligatorischen Regenschauer mit leichtem Hagel, wurde sich verabschiedet und die Flosse gen Koblenz gerollt, die Freude am Flossenfahren sollte aber schon recht bald den ersten Dämpfer erfahren.
Einige belebende Kilometer später, wurde die gemütliche Fahrt durch beherztes Eingreifen der Ordnungsmacht unter Zuhilfenahme einer Radarpistole jäh gebremst. Auf die Frage des Polizeikommisars W. aus Ko,dem der Spass an seinem Sonntäglichen Dienst ins Gesicht geschrieben stand, „was man(n) sich den denken täte, die zulässige Geschwindigkeit um 25 % zu überschreiten und mit wahnsinnigen 38 km/h in diesem Bereich hinein zu rasen“, mit einem humorvoll witzigen, wieso 38 km/h bei zulässigen 30 km/h wäre doch nicht weiter problematisch, weil es wurde weder vor freilaufenden Rentnern (Altenheim) gewarnt, noch sind nach meinem Kenntnisstand in Rheinland Pfalz Schulen und Kindergärten am frühen Sonntag mittag in Betrieb zu antworten, war nicht die beste Entscheidung des Tages.
Nach diversen Diskussionen und der Entrichtung einer Wegelagerergebühr von 15 Euro, konnte die Fahrt fortgesetzt werden.
Der weitere Weg bis nach Luxemburg verlief ohne weitere Zwischenfälle. Nachdem alle verfügbaren Behältnisse mit dem guten Superbenzin gefüllt waren, die zuvor unnötig ausgegebenen 15 Euro, durch billigeren Spritpreis wieder wettgemacht werden konnten, wurde der Stern nach Norden ausgerichtet und die Heimreise angetreten.
Als der Regen nachließ und die gewohnte Marschgeschwindigkeit wieder angelegt werden konnte, gab es ein scheppern und einen einzelnen Schlag aus dem Motorraum, gefolgt vom unmittelbaren Ansteigen der Kühlertemperatur, welches natürlich nicht sofort bemerkt wurde.
Beim turnusmäßigen Blick auf die Instrumente, wurde das fehlen des Kühlertemperaturzeigers bemerkt,
richtig der Zeiger war am oberen Anschlag !
Auskuppeln, Motor ausschalten, Heizung an und Zündung wieder ein ,auf Fahrtwindkühlung umschalten und ausrollen. Nachdem die Fontäne verebbt und der Dampf sich verzogen hatte wurde die Lage sondiert, eine Havarie auf einem belgischen Autobahnstück ohne Standstreifen, das Problem der roten Blinker wurde bereits erwähnt, beim Aufstellen des Warndreieckes knapp von einer LKW Zugmaschine verfehlt, ergo nix wie weg hier, das in Sichtweite gelegen Autobahnkreuz angepeilt und in Ruhe nach dem Problem forschen. Diagnose klar, ohne Keilriemen rollt hier nix, also zum Werkzeug und frisch ans Werk, über die paar Liter fehlendes Kühlwasser erstmal besser nicht nachdenken!
Blöd ist nur wenn festgestellt wird, das der Ersatzkeilriemen bereits montiert ist, und der Ersatz-Ersatzkeilriemen noch auf der Werkbank liegt. Was tun in einer Ecke vom Land wo alle Eingeborenen nur Französisch und kaum eine andere Sprache sprechen ? Und das knappe 60 km von der Deutschen Staatsgrenz entfernt.
Nach dem Eintreffen der belgischen, natürlich nur französisch sprechenden, Ordnungsmacht und eines Abschleppwagens, konnte die Autobahn erfolgreich verlassen werden. Schwierig war nur dem Abschleppwagenkutscher(sprach natürlich nur Französisch) klar zu machen, man wolle nicht in seine Vertragswerkstatt in der der Wagen am Montag mal angeschaut werden sollte, sondern nur bei der nächstbesten Gelegenheit wieder auf die eigenen Weißwandreifen gestellt werden sollte. Nach einigem hin und her, war dieses Problem aber auch geklärt.
Mit Händen und Füßen, Reste des längst vergessen geglaubten Schulfranzösisch, der Hilfe der Besatzung eines 1954 Buick, und unter Vorzeigen der sich im Motorraum verfangene Reste des Keilriemens wurde eine Werkstatt (Nous parlez seulement francais, excuse moi Monsieur! Merde !!) gefunden, die bereit war ein Ersatzteil zu verkaufen, aber nur wenn sie es selber einbauen können.
Notgedrungen musste zugestimmt werden, nach weiteren 20 Minuten erschien der italienischaussehende, aus Arabien stammende und 5 (IN WORTEN FÜNF!) sprachige Mechaniker. Nach einer guten 1/2 Stunde war wieder alles an seinem Platz, aber eine Frage blieb zu klären, hat der Motor einen Schaden bekommen, und muss jetzt doch der ADAC (oder wie heißen die in Belgien) anrücken ?
Zerstört scheint nichts, aber alles in Ordnung ist auch nicht, die Maschine zeigt ein ungewohntes schütteln in Längsrichtung, aber die Zylinderkopfdichtung sieht OK aus. Ölstand auch nach mehrmaligem Kontrollieren ohne Veränderung, aber das schütteln ist stärker geworden.
Erfolgreich wurden die letzten Kilometer der Heimreise im Kriechgang unter die Räder genommen, ein Auge auf der Strasse ein Auge auf den Anzeigen, und beide Ohren im Motorraum, das schütteln ist mittlerweile eher eine Unwucht, aber im Leerlauf spürt man es fast nicht mehr.
Aber immerhin waren wir rechtzeitig im Heimathafen, um der Kundschaft die Räumlichkeiten zu öffnen, es blieb zwar keine Zeit mehr für eine Dusche, aber aufgrund des erlebten wurde mir das nachgesehen.
Montag gibt’s dann den genauen Blick in und auf den Motor, wünscht mir Glück !
Fazit :
Gaaanz dickes Lob an die Organisation, einen tollen Job habt Ihr gemacht !
Danke für ein spannendes Wochenende, gerne wieder aber dann ohne Defekte bitte !
Dringend nachsehen, wo die Unterrichtssachen vom Französischunterricht abgeblieben sind !
Es grüßt Euch mit etwas geknickten Flossen
der Flossenpfleger