Geschrieben von Maxe am 23. Mai 2006 12:44:58:
Als Antwort auf: Re: Wer von Euch würde eine Klage unterstützen ? geschrieben von Noch ein Rechtsanwalt am 23. Mai 2006 12:01:29:
1. Die Grenzwerte gelten für ALLE Feinstäube; unabhängig von Art, Herkunft
und Gefährlichkeit (z. B. an der Küste: Meersalz durch Gischt).
2. Das Umweltbundesamt (UBA) erstellt Karten der gesamten Bundesrepublik mit
den Tagesmittelwerten der Feinstaubkonzentrationen. In der zeitlichen
Abfolge dieser Karten erkennt man riesige Feinstaubwolken, die über mehrere
Bundesländer hinwegziehen und unmöglich Menschenwerk sein können; 100 µg/m³
und mehr sind nicht ungewöhnlich.
3. Aus der Sperrung einer stark belasteten Hauptverkehrsstraße in Berlin für
Lkws und den offiziellen Daten des UBA kann man den GESAMTanteil des
Straßenverkehrs an der Feinstaubbelastung dieser Straße mit 5 µg/m³
abschätzen.
4. Ein großer Teil davon sind aufgewirbelte Stäube und Abrieb (Bremsen,
Reifen, Straßenbelag, u.a.); dies entsteht bei der Bewegung ALLER Fahrzeuge.
Wie man aufgrunddessen auf die hartnäckige Behauptung kommt, dass die
Feinstäube "vor allem durch Rußpartikel aus Diesel-Pkw und Lastwagen
entstehen", ist mir ein Rätsel.
Wind und Wetter: 100 µg/m³; Grenzwert: 50 µg/m³; GESAMTanteil des
Straßenverkehrs einer Hauptverkehrsstraße: 5 µg/m³.
Faszit: Man sollte nicht über die Einhaltung unsinniger Grenzwerte durch
Fahrverbote nachdenken sondern darüber, wie eine sachgerechte Richtlinie zur
Luftreinhaltung aussehen müsste
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Ich zitiere hier seine Äusserung aus dem Stern :
Gibt es Studien, die einen Zusammenhang zwischen den ultrafeinen Partikeln und Lungenkrebs belegen?
Darüber weiß ich nichts, das liest man immer wieder in der Presse. Mir ist völlig unbekannt, dass Feinstaub-Partikel - außer denen im Zigarettenrauch natürlich - Lungenkrebs verursachen. Aber dass Feinstaub-Partikel in den Konzentrationen, wie sie in der Umwelt vorliegen, karzinogen sein sollen davon ist mir nichts bekannt.
Wird die Diskussion Ihrer Meinung nach zu hysterisch?
Sehr. Wir haben das Problem in der Wissenschaft, dass wir durchaus ein Gefährdungspotenzial bei den Partikeln sehen. Aber das betrifft vorwiegend empfindliche Menschen. Das Gefährdungspotenzial ist noch nicht endgültig bewiesen, aber es ist nicht auszuschließen. Sehr viele Beobachtungen sprechen jedoch dafür. Daher bin ich der Meinung, dass die Forschung reagieren und klären muss, ob da was dran ist oder nicht. Und es muss natürlich auch die Politik reagieren, um das Gefährdungspotenzial in der Atmosphäre so gering wie möglich zu halten - auch auf die Gefahr hin, dass es sich hinterher als nicht notwendig herausstellen sollte. Aber alleine die Tatsache, dass diese Teilchen als ein Gefährdungspotenzial erkannt wurden, macht es notwendig, dass wir uns damit beschäftigen.
Quelle:
www.stern.de/wissenschaft/natur/538450.html?nv=ct_mt
Prof. Dr. Joachim Heyder
GSF
Projekt Inhalation
Ingolstädter Landstraße 1
85758 Oberschleißheim
www.abayfor.de/forklim/en/partner_mitarbeiter.php?pk=533
.....................................................................
MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Anstalt des Öffentlichen Rechts
Gesetzlicher Vertreter:
Prof. Dr. Udo Reiter (Intendant)
Kantstr. 71 - 73
D-04275 Leipzig
Postanschrift:
D-04360 Leipzig
Telefon: 0341-3000
Feinstaub-Hysterie
Manuskript des Beitrages
von Inga Klöver
Dieselrussfilter, Fahrverbote - die Maßnahmenliste gegen Feinstaub ist lang. Doch was bringen diese Maßnahmen wirklich? Ein Faktor wird bis heute unterschätzt: Das Wetter.
23. Februar 2005. Das Rhein-Main Gebiet im Ausnahmezustand: George W. Bush auf Deutschland-Besuch. Die Stadt Mainz gleicht einer Geisterstadt, wenig Menschen und kein Verkehr. Die Visite des amerikanischen Präsidenten bietet aber auch die einmalige Chance für einen groß angelegten Feldversuch. Wie stark sinkt die Feinstaubbelastung, wenn außer Polizeiautos und Präsidentenlimousine nichts mehr fährt.
Sehen Sie hier den Beitrag als Video :
www.mdr.de/IT/101543-high.jpg
Das gesagte im Video in schriftlicher Form:
O-Ton: Dr. Michael Weissenmayer, Landesumweltamt Rheinland-Pfalz
"Wir haben uns auf Grund der umfangreichen Verkehrssperrungen in der Region Mainz/ Wiesbaden schon eine deutliche Reduzierung der Feinstaubbelastung versprochen. Die Verkehrsreduzierung konnte ganz klar an Hand der Stickoxidwerte hier an Hand des Stickstoffmonoxids nachgewiesen werden. Hier waren die Konzentrationen an dem Tag sehr gering. Die Feinstaubbelastung zeigte jedoch keine Reaktion."
Mainz Parcusstraße: durchschnittlich 39.000 Autos am Tag. Etwa 1000 Mal passieren Busse diese Kreuzung und 390 Mal Straßenbahnen. Aktuelle Feinstaubbelastung an diesem Morgen: 32 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Das sind sogar 5 Mikrogramm weniger als am Tag des Bush-Besuchs als hier praktisch gar nichts fuhr. Verkehrte Welt, Widersprüche, wie sooft, wenn es um das Thema Feinstaub geht.
Faktor Wetter wird oft ignoriert
Ortswechsel: der Schwartenberg im sächsischen Erzgebirge - Einfluss von Verkehr Fehlanzeige. Trotzdem steigt die Feinstaubbelastung hier mit jedem Tag Trockenheit kontinuierlich an. Und so wurde selbst hier oben im vergangenen Jahr der Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft zwei Mal überschritten. 2003 kam das sogar 10 Mal vor.
Experten haben inzwischen herausgefunden, das liegt häufig nicht am Verkehr, sondern oft schlicht am Wetter. Ein Faktor der in der aktuellen Feinstaubdiskussion gern ausgeblendet wird. Besonders problematisch sind Hochdruckwetterlagen und Ostwinde weiß man am Institut für Troposphärenforschung.
O-Ton: Prof. Alfred Wiedensohler, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung
"Kommt die Luft von Osten, das wäre von hier, ist die Luft angereichert mit Feinstaub. Bei Ostwetterlagen sind die Konzentrationen höher, weil die Luftpartikel nicht ausgewaschen werden und die Konzentration im Lauf des Transports immer größer wird."
Und solche so genannten Ferntransporte werden zum Teil über hunderte von Kilometern herangeweht. Beispiel Berlin: in der Hauptstadt besteht fast 50 Prozent der Feinstaubbelastung aus diesen Ferntransporten. Eine Luftbelastung also für die Autofahrer kaum verantwortlich sind. Für die vielen Grenzwertüberschreitungen im Frühjahr war vor allem das Wetter die Ursache. Stichwort Trockenheit, zu selten Regen.
O-Ton: Prof. Wilfried Endlicher
"In diesem Frühjahr haben wir besonders viele austauscharme Hochdruckwetterlagen und trockene Ostwetterlagen. Das hat dazu geführt, dass die Grundbelastung an Feinstaub besonders hoch ist und deswegen haben schon viele Städte in Deutschland den Grenzwert überschritten. In einem verregneten Frühjahr wäre das vielleicht noch nicht der Fall gewesen."
Seit Januar gilt der von der EU festgelegte Grenzwert, der von immer mehr Großstädten überschritten wird. Jetzt sollen Dieselrussfilter Abhilfe schaffen, so will es die Politik. Denn Dieselruß ist krebserregend, immerhin darin sind sich alle einig. Doch in der aktuellen Feinstaubdiskussion sind die Filter kein echtes Argument, so die Erkenntnis des TÜV-SÜD.
O-Ton: Dr. Thomas Gritsch, TÜV-SÜD:
"Unsere Berechnungen haben ergeben, dass selbst wenn man alle Diesel-PKW und -LKW sofort mit einem Partikelfilter ausstatten würde, die Feinstaubbelastung nur um etwa 5 – 10 Prozent sich vermindern würde. Der Partikelfilter kann demnach kein Allheilmittel sein und die Feinstaubproblematik erledigen."
Was also dann? Können die Städte selbst etwas tun, um die EU-Richtlinie einzuhalten? Land auf Land ab hektische Diskussionen, Luftreinhaltepläne, Straßen mit Wasser sprengen, Laster raus aus den Innenstädten, Tempo 30, Fahrverbote, Sperrungen. All das soll helfen. Im Bundesumweltministerium ist man begeistert über die Aktivitäten.
O-Ton: Dr. Uwe Lahl, Ministerialdirektor, Bundesumweltministerium
"Wir werden das lösen können, weil wir an vielen Stellen, an denen wir jetzt Emissionen festgestellt haben, Reduzierungsmaßnahmen eingeleitet haben und im übrigen nicht nur wir, sondern auch die Länder jetzt an den verschiedenen Stellen sehr engagiert jetzt arbeiten und die Kommunen natürlich."
Das Fraunhofer Institut hat am Beispiel der Lützner Straße in Leipzig durchgerechnet, was es bedeutet, wenn Verkehrswege großflächig gesperrt würden. Mehr als 100 Mal im Jahr wird hier der Grenzwert für Feinstaub überschritten. Und das passiert meistens wenn es drei Tage nicht geregnet hat. Doch solche Verkehrsbeschränkungen können die Grenzwertüberschreitungen nur kurz verzögern, so die Experten.
O-Ton: Dr. Matthias Klingner, Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme
"Man sieht deutlich, dass an der Lützner Straße etwa im Durchschnitt nach drei trockenen Tagen der Grenzwert überschritten wird. Und man kann zeigen, wenn ich großflächig sperre und aus der Lützner Straße ein Wohngebiet machen würde. D.h. wirklich auch im Umfeld den Verkehr sperre, ich in der Regel nicht mehr als einen Tag, maximal zwei Tage diese Überschreitung verschiebe."
Bestimmte Wetterlagen als wesentliche Ursache für Grenzwertüberschreitungen. Eine Tatsache, die selbst das Bundesumweltministerium einräumt.
O-Ton: Dr. Uwe Lahl
"Ich leugne das gar nicht. An diesen Tagen ist es ganz, ganz schwierig diese Konzentration einzuhalten und manchmal wird das auch gar nicht möglich sein nach den Belastungen, die wir gegenwärtig haben. Aber wir haben auch nicht an 100 oder 200 Tagen austauscharme Wetterlagen in Deutschland."
O-Ton: Dr. Michael Weissenmayer
"Wenn sie sich vorstellen, dass eine Wetterlage zehn oder elf Tage anhält, dann überschreiten sie bereits an diesen elf Tagen den Grenzwert und sie haben bereits ein Drittel der zulässigen 35 Tage verbraucht – und das in den ersten zwei, drei Monaten des Jahres."
So war es dann auch am 23. Februar, als George W. Bush zu Besuch in Mainz war. Obwohl der Verkehr fast völlig zum Erliegen kam, wurde bereits am nächsten Tag der Grenzwert überschritten. Ursache war wieder einmal nicht der Verkehr, sondern – das Wetter.
zuletzt aktualisiert: 13. Juni 2005 | 23:13
Quelle: FAKT
www.mdr.de/fakt/aktuell/2001560.html
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