Geschrieben von Pontontom am 26. Januar 2003 17:26:41:
Als Antwort auf: Re: Geometrie sechs,setzen! geschrieben von Ulrich am 25. Januar 2003 10:48:29:
Also: Erstens hast du mit dem nicht ins Forum gehörenden Ton angefangen. Zweitens, was soll das ganze? Ich hab keine Patente auf dei Eingelenkachse, ist mir also im Prinzip egal, was die kann oder nicht, aber die Fakten sind nun mal so.
Nun zur sachlichen Diskussion und Antworten auf deine Anmerkungen:
Beim Bremsen hat eine Spurweitenänderung (und das macht die Achse beim gleichsinnigen Federn) definitiv nur eine sehr untergeordnetet Rolle. wichtig ist beim Bremsen einerseits ein nicht zu grosses Bremsnicken (durch kinematische Parameter oder steife Federabstimmung, auch an der Vorderachse, beides hat der 111er nicht), weil eine damit verstärkte Achlastverteilungs-Abnahme auf der Hinterachse zur Instabilität des Fahrzeuges insbesondere beim Bremsen in der Kurve sein kann. Vor allem aber, darf die Achse definitiv nicht in Nachspur beim Bremsen oder unter Seitenkraft gehen, weil dieser Effekt beim Anbremsen aufrtitt (und damit deutlich früher als der oben beschriebene Effekt) und ein so plötzliches Übersteuern und Eindrehen hervorruft, dass ein normaler Fahrer dies nicht mehr abfangen kann. Bezüglich diesem Effekt (Nachspur unter Bremsen/Seitenkraft) ist die Eingelenkachse aber absolut ok. Zudem hat die Achse (wie auch schon geschrieben) den Vorteil, daß das kurvenäussere Rad gegenüber der Fahrbahn unabhängig von der Karosserieneigung (d.h. auch bei grosser Karosserieneigung)zur Fahrbahn sturzkonstant bleibt (das bewirkt ein grosses Seitenführungspotenzial!! siehe Reifenkennfeld - Seitenkraft über Radsturz), das allerdings immer eine grosse Sturz- und Spurweitenänderung bei gleichsinnigem Federn beinhaltet, was unbestreitbar ein Nachteil der Achse ist (bewirkt Traktionsverlust und erhöhten Reifenverschleiss; wegen dieser Nachteile wird bei heutigen Achskonstruktionen dieses Prinzip auch nicht mehr angewandt, weil dies insbesonder für moderne Niederquerschnittsreifen tödlich ist).
Die von dir angemerkte tendezielle Schwerpunktsanhebung unter Seitenkraft (bitte nicht Fliehkraft, kann naemlich auch woanders her kommen), hatte ich auch in meiner ersten Antwort schon ausführlich angeführt(ich frage mich deshalb schon, ob du meine Antwort verstanden hast, also nochmal:); diese ist durch die zu geringe Rollzentrumsabsinkrate gegeben (sollte ca. bei 2 liegen, liegt aber bei 1) und bewirkt ein kinematisches Aufstützen (Schwerpunktsanhebung unter Seitenkraft, dem wurde durch die Ausgleichsfeder = Labilisator entgegenzuwirken versucht), was im ungünstigsten Fall (aber wirklich nur dann)zum gefürchteten "einklappen" der Achse kurvenaussen führen kann. Die nicht mittige Anordnung des Rollzentrums (=Gelenk) ist nur von untergeordneter Bedeutung, da man ja keine Links- und Rechtskurve gleichzeitig fahren kann.
Zusammenfassung:
Die Eingelenkpendelachse hat durch den fahrbahnkonstanten Sturz bei Kurvenfahrt zunächst erstlassiges Seitenkraftführungspotenzial, das allerdings durch grosse Spurweiten- und Sturzänderung beim gleichsinnigen Federn erkauft wird. Das Aufstützen kann im Grenzbereich zum plötzlichen "Einklappen" der Achse mit Sturzverlust, Seitenkraftverlust und anschliessendem Eindrehen des Fahrzugs führen und ist damit sicherheitskritisch (aber nur im Grenzbereich!).
Wegen der beiden letzteren Gründe ist die Achse für moderne Fahrzeuge/Reifen nicht mehr tauglich.