Geschrieben von Bodo 200 D
am 16. Februar 2005 22:00:07:
Als Antwort auf: @ Bodo geschrieben von Frank (250 '68) am 16. Februar 2005 20:30:54:
Also Frank,
zunächst sollten wir versuchen, werturteilsfrei über das Geschäft mit Oldtimern in Deutschland zu sprechen. Niemand wirft z.B. Immobilienmaklern oder Wertpapier-Brokern vor, sie wären Berufs-Mauschler. Sie erbringen eine Dienstleistung, die sie gewinnbringend verkaufen. "Marktinformation" ist ein knappes und daher wirtschaftlich verwertbares Gut auf notwendig und natürlicherweise für Laien intransparenten Realmärkten. Daraus entstehen für Profis Wettbewerbsvorteile, mit denen man Geld verdienen kann. So funktionieren alle Märkte für knappe Güter. Das mag man nicht mögen oder gar für unmoralisch halten, ändert aber nichts an der ökonomischen Tatsache.
Doch gibt es für uns, Wunscholdtimer.de, außer dem Wissen um Wettbewerbsvorteile, nichts zu verbergen, auch wenn bei einigen, und leider ist das so (warum, keine Ahnung) in Kreisen der Oldtimer-Enthusiasten (zu denen ich mich übrigens auch zähle) unter einigen (nicht allen!) der "Dealer" unter Generalverdacht des Betruges zu stehen scheint. Nebenbei: Über Mitbewerber lassen wir uns nicht aus. Gewiss gibt es Mauschelei, keine Frage, - doch Lügen haben kurze Beine, vielleicht wird es den einen oder anderen "Kollegen" in ein paar Jahren schlicht nicht mehr geben...
Nun zu uns:
Wunscholdtimer.de handelt teils im (exklusiven) Kundenauftrag, teils mit angekauften, also eigenen Fahrzeugen. Neben dem reinen Kommissionsverkauf sind das zwei legale und auch legitime Handelskomponenten und eine gängige und normale Vorgehensweise in der gesamten Oldtimerbranche. Das Verhältnis dieser Komponenten in unserem Gesamtsortiment schwankt. Unsere Mercedes südfranzösischer Herkunft etwa sind allesamt eigene Fahrzeuge. Regel: Je teurer ein Fahrzeug, desto größer vermeidet ein Unternehmer die Kapitalbindung durch Ankauf. Ergo: Vermittlen ist oft der einzige Weg.
Verkauf eigener Fahrzeuge:
Hier ist die Rechtslage nirgends so "käufergünstig" wie in Deutschland und (dennoch) einigermaßen klar. Differenz aus VK und EK ist der (zu versteuernde) Unternehmergewinn, von dem noch die fixen und variablen Betriebskosten (Personal, Material, Kapitaldienste) abzuziehen sind. Es gibt "Gewährleistung".
Verkauf im Kundenauftrag:
Der Kaufvertrag nach HGB kommt zwischen Einlieferer und Käufer zustande, von privat zu privat. Die Honorarleistung des Brokers (Maklers, Vermittlers) besteht aus mehreren Komponenten, die teilweise Anbieter oder Interessenten teils nicht übernehmen wollen, teils nicht übernehmen können, sei es aus Zeit-oder Interessemangel, sei es aus Gründen bewusster oder unbewusster Sachunkenntnis, oder sei es, weil sie anonym bleiben wollen (Besitzer umfangreicher Sammlungen, Prominente), oder aus welchen Gründen auch immer. Auf Interessenten- und Käuferseite, teils weil sie ebenfalls nicht nach Autos suchen wollen oder können, und teils, gerade weil sie unsere professionellen Branchen- und Netzwerkkenntnisse nutzen möchten. Viele Privatiers, die einfach mal für zwei Jahre Spaß an einem Jaguar E-Type oder einer Pagode haben möchten, oder ihre Sammlung ergänzen wollen (und ich meine sorgenfreien Spaß), haben einfach keine Lust, sich mit der Materie so hinreichend auseinanderzusetzen, dass er selbst sicher einkaufen kann - dann sind nämlich die zwei Jahre rum. So vertraut man uns, und der Kunde ist bereit, für diesen Dienst zu zahlen. Es gibt in der Tat dann keine Gewährleistung wie im Media Markt auf die neue Waschmaschine, weil wir rechtlich eine Dienstleistung (Vermittlung) verkauft haben, kein Auto. Die Rechtslage in D ermöglicht das, und es ist in der Tat etwas "verkäufergünstiger", weil man mit dem Pfund des Vertrauens der Käufer arbeitet. Ja, das lädt manchen zu Missbrauch ein - die Materie ist komplex, Mercedes ist ja selbst für Einsteiger richtig einfach im Vergleich etwa zu Talbot, Alvis, Aston Martin oder Rolls...
Brokerage hat mit Mauschelei so wenig zu tun wie Jehovas Zeugen mit dem Weltuntergang. Die Vertragswerke, die wir verwenden, sind transparent.
Natürlich wollen wir aus Marketing-Gründen, dass der Kunde mit dem Gefühl rausgeht, er hat einen "Wunscholdtimer" gekauft. Das Auto und seine Historie muss stimmen - und um dem Kunden das Feststellen der gewünschten Eigenschaften und Überprüfungen zu ermöglichen, tun wir mehr, als jeder andere in Europa, z.B. die aufwendige Online-Doku inkl. Filmmaterial. Auch gibt es keinen "Showroom", jedes Auto wird nach Terminabsprache einzeln präsentiert. Man muss schon wissen, was man will, und dafür gibt es die aufwendige Online-Doku.
Nebenbei: Die Kunden, die mit eigenem Mechaniker bei uns anrücken (das akzeptieren und fördern wir, in dem wir etwa Bühne/Grube/Werkzeug zur Verfügung stellen), ein Auto vier Stunden prüfen, diese Interessenten kaufen i.d.R. - N I C H T bei uns. Menschlicher Erfahrungswert: Menschen mit starkem Bedürfnis nach Sicherheit und Versicherungen, sollten sich gar kein Oldtimer anschaffen. Die sind NIE zufrieden. Hier empfehlen wir den Kauf eines fabrikneuen Toyota Avensis nebenan.
Machen wir uns, abgesehen von meinem langen Ausführungen oben, nix vor: Der Oldtimer als solcher ist gewiss IMMER mit gewissem Risiko, Wagnis, Tat und einer Prise Abenteuer verbunden. Individualisten wollen GENAU das, und sie wissen es, und das ist ja das, was Oldtimer so spannend macht, und die interessiert teilweise auch nicht der Fetzen Papier, der sich Kaufvertrag nennt. Individualisten wissen, was sie wollen, sie gucken, urteilen und fahren schon - während andere immer noch mit'm Lackstärkenmessgerät auf'm Werkstattboden rumhechten... (denen eine winzige Delle im Dach eines 108er aufstößt, aber den rostfreien Unterboden mit sichtbarer Werkslackierung, -PVC-Schutz und die vorhandene und stimmige Datenkarte nicht wahrnehmen (können, wollen)...
Dennoch, wir geben uns Mühe um Transparenz und Offenheit; wir tun alles Menschenmögliche, um dem Kunden Probleme zu nehmen statt zu geben und Risiken zu minimieren. Seit nunmehr sieben Jahren funktioniert das zu allseitiger Zufriedenheit. Der Markterfolg und das Vertrauen eines wachsenden Einlieferer- und Kundenstamms bestätigt unsere Arbeit.
So, und bevor Pleff den Finger auf die Entf-Taste knallt, hoffe ich, Frank, dass die Antwort ausreichend war.
*Gruß
Bodo
PS: Heut war Simon da ("sstaiger") und hat uns besucht, frag den doch mal...