Geschrieben von Bernd aus MA am 14. März 2005 19:19:30:
Als Antwort auf: Re: Das genau meine ich mit Vorurteil geschrieben von Dirk am 14. März 2005 17:22:50:
Hallo, Dirk,
ich sehe das im Prinzip wie Du: Eine echte Diskussion mit Austausch von Wissen und Tatsachen fände ich doch auch gut! Da könnte jeder etwas mitnehmen. Aber ein Satz wie "Vollsynthesöl oder gar Motorspülung würde ich nur bei einem Motor ausprobieren, den ich danach nicht mehr brauch" bringt mich eigentlich nur auf die Palme. So was ist eine reine Sch...hausparole (sorry), und der Autor hat sich noch nicht mal ne Begründung einfallen lassen für das, was er " bei einem Motor ausprobieren" würde. Warum wohl? Nicht nur in der Oldie-Szene trifft man beim Thema Öl bestenfalls auf Halbwissen. Sondern auch in Kfz-Fachwerkstätten, bei ATU, beim Fachhandel (!). Es gibt erstklassige Kfz-Leute, die bauen Dir einen 4-Gang-Automaten blind zusammen und haben Jahrzehnte Schraubererfahrung, sind aber beim Thema Motoröl vollkommen blank. Ist eben eine sehr komplizierte Materie. Und anstatt ehrlich zuzugeben, dass sie das Thema nicht überblicken, geben sie Halbwissen und Unsinn in Umlauf. Mercedes veranstaltet immer mal wieder Fortbildungen für Kfz-Meister (!) zum Thema Motor-/Getriebe-/Ausgleichsgetriebe-Öl, und die Referenten sind immer ganz erstaunt, wie wenig Ahnung die Herren Meister haben. Ich habe den 300 SL- und 600-Guru, Klaus Kienle in Heimerdingen mal gefragt, welches Motoröl er denn für die Oldies empfiehlt. Da hat er ganz vehement von den synthetischen Ölen abgeraten, denn "die wären alle viel zu dünn". Tja, leider 0 Punkte für Herrn Kienle. Ich hab mir verkniffen zu fragen, was zum Beispiel an einem 0W-40 "dünn" sein soll - oder gar an einem 10W-60?
Also, dann lass uns diskutieren. Seit 3 Jahren sammle ich im Oldie-Bereich Erfahrungs-Stories von Leuten, die auf vollsynthetisches Öl umgestiegen sind. Inzwischen habe ich mich wohl mit 20 oder 30 solchen Oldie-Freaks unterhalten. Sie haben a u s n a h m s l o s dieselben Erfahrungen gemacht wie ich selbst: Die Kompression wird wieder besser, die Motorsauberkeit wird besser, Undichtigkeiten reduzieren sich oder verschwinden, er läuft ruhiger, er braucht weniger Öl und etwas weniger Benzin und der Öldruck laut Anzeige ist etwas höher. Dagegen haben alle Leute, die vor dem vollsynthetischen Öl beim Oldie warnen, eines gemeinsam: Sie haben es selbst nie ausprobiert. Aber sie wissen ganz genau um die schädliche Wirkung, denn das hätten sie mal in der Szene so gehört. Hmm...das überzeugt einfach nicht.
Du schreibst, dass Du mit meiner "pauschalen" Empfehlung nicht einverstanden bist. Warum nicht? Wo sind Deines Erachtens die Einschränkungen? Was sind Deine Erfahrungen?
Ich habe mal irgendwo Deinen Standpunkt gelesen, der lautete "never change a running system" (also frei übersetzt: Bleib bei dem Öl, das der Oldie immer bekommen hat). Mir stellt sich da nur die Frage, wie lange das System mit einem minderwertigen 15W-40 laufen wird. Man nimmt es z. B. als selbstverständlich hin, dass ein M116/M117 im W126 irgend wann eine Revision des Ventiltriebs benötigt. Oder dass er halt irgendwann Öl raussaut ("schwitzt"). Das wäre ganz normal und irgendwann, wenn alles ölverschmiert ist, dann muss man das System eben mal neu abdichten. Das kostet alles ein schweine Geld. Ein hochwertiges 5W-40 einzufüllen kostet dagegen wirklich wenig. Der Verschleiß der Maschine wird regelrecht auf Null gesetzt (auch im Bereich des Ventiltriebs), und Undichtigkeiten werden zumindest um viele Jahre verschoben. Die anderen Vorteile habe ich oben ja schon genannt.
Übrigens: Bei meinem 300 SEL 6.3 (1970) sowie bei meinem 500 SEC (1990) habe ich die "running systems" schon geändert, indem ich eine Motorinnenreinigung gemacht habe und auf vollsynth. umgestiegen bin. Beide sind nun zu "super-running systems" geworden, und ich würde das jederzeit wieder tun. Für den M100 war es der reinste Jungbrunnen, der fährt plötzlich wieder wie neu, und zwar in jeder Hinsicht (das hatte ich ja hier in diesem Forum gepostet).
Ich kann's nur empfehlen!
Herzliche Grüße,
Bernd aus Mannheim