Geschrieben von Robert_D
am 22. November 2005 00:25:36:
Als Antwort auf: HILFE: W108 20jahre im keller geschrieben von Markus Menger am 21. November 2005 21:31:02:
... deshalb habe ich auch eine Standardantwort!
Hallo Markus,
dieses Thema ist hier schon recht häufig durchgekaut worden, und so hatte ich mich eines Tages hingesetzt und alle Vorschläge, Anregungen und Meinungen zu einer
möglichst schonenden ersten Inbetriebnahme zu einem Artikel zusammengefaßt:
Nachdem diese Frage mit schöner Regelmäßigkeit wieder auftaucht, wollte ich einmal einen kleinen Leitfaden dazu verfassen.
Vorher aber noch dieser Hinweis: dieses Thema ist immer auch eine Frage der persönlichen Einschätzung, Wertschätzung und Risikofreude - ein jeder hat ja seine ganz eigenen Ideen und Vorstellungen.
Auch gibt es niemals eine Garantie für das Gelingen:
Der eine findet ein Auto, welches 10 Jahre oder länger unberührt in einer Scheune gestanden hatte, gibt sich viel Mühe bei einer möglichst schonenden Wiederbelebung und hat trotzdem nach kurzer Zeit kapitale Schäden zu verzeichnen.
Ein anderer erzählt mit der gleichen Ausgangsbasis "ich hab ne neue Batterie angeklemmt, Startpilot in den Luftfilter gesprüht und bin problemlos 300 km nach Hause gefahren" - und das Auto läuft noch Jahre später ohne die geringsten Ausfallerscheinungen.
Alles ist also möglich - aber es spricht alles in allem doch sehr viel dafür, sich mit der Reanimierung eine gewisse Mühe zu machen.
Nun zu den empfehlenswerten Maßnahmen:
zum ersten Motorstart:
1. Erst einmal von Hand prüfen ob sich der Motor durchdrehen läßt.
2. Dann in alle Zündkerzenlöcher reichlich Kriechöl reinsprühen und über Nacht wirken lassen.
3. Am nächsten Tag
- a. das Altöl und den alten Sprit ablassen,
- b. Ölfilter wechseln,
- c. frisches Öl und Sprit einfüllen,
- d. den Motor mit dem Anlasser OHNE Zündung (bei einer ggf. verbauten elektrischen Benzinpumpe auch diese stromlos machen!) ein paar Runden durchdrehen lassen um alle Schmierstellen mit dem Frischöl zu erreichen und erst dann
- e. MIT Zündung versuchen, den Motor zu starten.
falls der Fahrzeugzustand eine Inbetriebnahme ohne umfangreiche Restaurationsarbeiten erlaubt:
1. Bremssättel und -zylinder, Bremsscheiben oder -trommeln, Bremsbeläge und Bremsschläuche überprüfen, im Zweifelsfalle austauschen, Bremsflüssigkeit in jedem Fall wechseln.
2. Zündanlage kontrollieren, wenn erforderlich Teile ersetzen (Kontakte, Verteilerdeckel und -finger, Zündkabel und Kerzen)
3. Kühlerschläuche und Kühlerverschluß kontrollieren, im Zweifelsfalle ersetzen; Kühlkreislauf wenn möglich mit Wasser durchspülen und mit frischem Kühlmittel befüllen.
4. Getriebe- und Diferentialöl kontrollieren, besser noch ersetzen, bei Automatic in jedem Fall Öl und Ölfilter wechseln
5. ggf. vorhandene Schmierstellen gründlich abschmieren (immer so lange, bis nur noch frisches sauberes Fett austritt!)
6. Motor starten wie oben beschrieben
7. Grundeinstellungen vornehmen (Zündung, Vergaser, Ventile)
8. erste schonende Probefahrt, mindestens 50 km am Stück.
9. Nach (hoffentlich zwischenfallsloser) Rückkehr bei noch warmem Motor erneuten Öl- und Filterwechsel.
Damit sollten die wichtigsten Punkte abgedeckt sein - viel Erfolg bei den Wiederbelebungsmaßnahmen!
Zu finden auch im Sternschuppen-Technikboard:
http://www.sternschuppen.de/phptec/index.php
Ich hoffe, das hilft dir weiter ...
Schönen Gruß,
Robert