Moin Moin !
Die 190er wurden Mitte 1965 vom 200 abgelöst. Insofern ist die EZ 01.07.66 sicherlich falsch. Damals hatte DB Lieferzeiten , es gab keine Fzge, die sich die Reifen platt standen. Die km-Angabe ist mit Sicherheit ebenfalls falsch, hätte das Fzg erst 60 tkm gelaufen , würde es sicherlich noch halbwegs original sein.
Hier allerdings passt fast nichts mehr. Die Stossstangenhörner weisen auf ein Auslandsmodell hin. Allerdings sollten die dann auch hinten vorhanden sein. So ist das schon mal eine Bastelei, genau wie die Warzen/Blinker- Kombination , die es so nie gegeben hat.
Die Innneneirichtung ist komplett "erfunden" , sowohl Sitzbezüge als auch die Bodenteppiche sind eine Eigenkreation. Die starren Beschläge allerdings sind die billigste 190er Ausführung , ab 200er gabs keine Sitze ohne Lehnenverstellung mehr.
Da gab es von den ursprünglich 4 Varianten nur noch die 3 verstellbaren Ausführungen: Normal mit Handrad , Liegesitzfunktion mit Handrad und mit Schnellverstellung.
Das Armaturenbrett ist ebenfalls gebastelt , Holzdekor gab es nur in der S-Klasse. Beim Zündschloss hat man den Chromring vergessen. Dafür sind die Luftdüsen auch aus der S-Klasse. Der hölzerne Fensterschlüssel ist dagegen original , den gabs erst beim 200er aus Kunststoff. ( Wie auch die 190er sowohl Aschenbecherblende als auch noch den Handschuhfachdeckel aus Holz hatten).
Blinker- und Schalthebel passen nicht zum Lenkrad , das müsste dann ebenfalls weiss sein. Witzig die Prallplatte , da konnte sich der Restaurierer wohl nicht entscheiden , ob er ein weisses oder schwarzes Lenkrad einbauen wollte......
Eine sehr arbeitsreiche Reparatur wurde offensichtlich nicht durchgeführt, das Scheibenwischergestänge ist völlig hinüber.
Anscheinend wurde Die originale Gleichstromlima gegen eine neue Drehstromlima getauscht , jedenfalls ist der Platz, wo der Gleichstromregler an der Stirnwand sitzt, leer. An dieser Stirnwand sieht man , dass es sich bei dem Fzg um einen 190er der 2.ten Serie handelt , also aus den letzten beiden Baujahren , was vorteilhaft ist.
Irgendwie macht das Fzg auf mich den Eindruck, hier hat jemand, der keine Ahnung hatte, das Fzg von verschiedenen Fachfirmen für teuer Geld aufarbeiten lassen. Könnte ein schweineteures Schlachtobjekt sein! Auch hat der Gutachter, der das §23 Gutachten gemacht hat, nicht gerade Ahnung von der Fzgtechnik. Das Fzg weist einen sichtbaren erheblichen Mangel auf! Und zwar ist ein Wasserabscheider (überflüssig) in der Leitung zum BKV montiert, aber das beim Benziner dringend nötige Rückschlagventil fehlt. ( Beim Diesel eigentlich überflüssig, da der Unterdruck durch eine Pumpe erzeugt wird, die am Ausgang und am Eingang jeweils ein Rückschlagventil besitzt.) Da hier aber der benziner werkelt, ist die verstärkung so , wie das hier eingebaut ist, von der jeweiligen Motordrehzahl stark abhängig, ausserdem viel zu schwach , es besteht zudem die Gefahr, dass beim gleichzeitigem Treten der Kupplung und der Bremse der Motor abstirbt und dann ist die ohnehin zu schwache Verstärkung sofort völlig weg.
mein Fazit : Eine anscheinend gute Lackierung auf einer unbekannten Oberfläche , eine gut gemachte Innenausstattung , leider nicht original bzw. dem Original nachempfunden (die Kunstledersitze vom 200er haben da wohl Pate gestanden) , Chrom soweit erkennbar wohl brauchbar , leider mit den Hörnern vorne , das macht den Eindruck , dass hier zum einen eine Lackierei frisches Werk abgeliefert hat (aber warum diese elende Farbe ? Heckflossen steht jede Farbe , vorausgesetzt es ist kein gelber Farbton ) als auch ein an sich wohl guter Sattler, der sich aber nicht Oldtimern auskennt.Anscheinend mal mit H4 nachgerüstet !
Bleibt die Frage nach Karosserie und Technik. Das ich vom §23 Gutachen nichts halte , habe ich schon geschrieben. Insofern traue ich der Technik nicht über den Weg. Das fehlende Rückschlagventil sowie das Scheibenwischergestänge hätten auffallen müssen. Wer weiss , was da noch alles an Überraschungen im Verborgenen schlummert. Man lese sich bspw. mal hier den langen Beitrag über die Vorderachse der Heckflosse durch! Ein Prüfer, der das fehlende Rückschlagventil nicht bemängelt , dem fällt wohl auch kaum eine zernudelte VA auf. Von einer ausgeschlagenen HA gar nicht zu reden.
Was sich unter Lack verbirgt und wie der Unterboden aussieht , darüber kann hier anhand der Bilder nicht geurteilt werden. Aber die geschwärzten Innenkotflügel des Motorraumes lassen hier Böses vermuten, die sind original in Wagenfarbe.
Meine Vermutung: Ein ganz normal verbrauchter Wagen , der irgendwann wg. Rost und diverser Mängel abgestellt wurde.
(Möglicherweise auch ein Import irgendwann vor etlichen Jahren) Nach etlichen Jahren dann wieder fertig gemacht und zugelassen , Papiere verbaselt, es kam zu einer Vollabnahme mit falscher Schätzung der EZ. Wahrscheinlicher ist allerdings ein Import mit nicht richtig gedeuteten ausländischen Papieren bzgl. der EZ. dann ist das Fzg wohl irgendwann wieder in den Dornröschenschlaf gefallen , bis in jüngster Zeit jemand daran Hand anlegte.
Möglich aber auch:
Da die Karosse sowie einzelne Bauteile eindeutig einen 190er zeigen (u.a. fehlende C-Säulenentlüftung) , ist ganz genau die FIN zu vergleichen bzw. zu überprüfen , ob diese manipuliert ist!
Ich persönlich würde da gar nicht erst zu einer Besichtigung aufbrechen , bevor nicht der Preis mindestens halbiert wurde.
MfG Volker