Geschrieben von Alexander Jeitler am 09. April 2001 19:48:05:
Als Antwort auf: wenn man mal einen Samstag frei nimmt und auf die TC geht...... geschrieben von CEBE am 09. April 2001 10:58:24:
Hallo CEBE und alle anderen Freunde,
anscheinend ist das überall das Gleiche.
Die Leute glauben weißgottwas für ihre Autos verlangen zu können, weil sie anscheinend die echten Oldiefreunde für Volldeppen anschauen. Ich habe praktisch noch nie einen Oldie zu einem realen Preis angeboten bekommen, das unser Hobby mal nüchtern betrachtet nur ein dekadenter Auswuchs einer kranken Gesellschaft ist nützen diese Wucherer schamlos aus.
Wenn heute oder morgen schlechte Zeiten anbrechen, können wir froh sein, wenn uns jemand das Armaturenbrettholz zum Heizen abkauft, aber zu Geld machen können wir die Karren dann nicht (bei meinen geht das jetzt auch nicht, mein 220D-lang ist der Zwillingsbruder von dem, den du beschrieben hast).
Irgendwann haben die Geier das Aas "Oldtimer" gewittert und jetzt zahlt man für manches vierzig Jahre alte Schnauferl einen Betrag, um den sich in manchen Entwicklungsländern ein modernes Spital einrichten ließe. Wers zahlt, ist selbst schuld. Da sich der Preis an der Nachfrage orientiert, scheint es ziemlich viele Leute zu geben, die in ständiger Angst leben müssen, ihr Geld könnte im Keller zu schimmeln beginnen, bevor sie es ausgegeben haben. Schon mühselig, jeden Tag eine halbe Stunde mit der Heugabel Banknoten zu wenden, damit sie trocken bleiben. Woanders gibts Glückliche, die diese Arbeit gottlob nicht zu verrichten brauchen und so eine gesunde Ernährung haben, daß sie die Rolex um den Bauch tragen könnten, wenn sie eine hätten.
Natürlich liebe auch ich meine alten Kraxen heiß und wenn zur Abwechslung mal eine davon fährt, schwebe ich im siebten Himmel, aber diese seelenlose, brutale Abzocke, die da entstanden ist, finde ich gleichermaßen pervers wie ekelig.
Denn die Liebe und Arbeit, die ein Normalverbraucher in sein Mobilo steckt um ein hopertatschiges, aber dennoch akzeptables Ergebnis hinzubekommen wird schlicht entwertet durch solche Großkotzigkeit.
Ein zusammengebasteltes Auto, das einer ohne fremde Hilfe hinbekommen hat nötigt mir jedenfalls mehr Respekt ab, als ein toller Schlitten, dessen Besitzer als einzige Kompetenz das Bezahlen vorweisen kann. Denn dazu ist ja bekanntlich unheimlich viel Themenbezug vonnöten.
Soviel zu den überteuerten Schniegelbügel-Autos. (Wenn die Besitzer weg sind gefallen sie mir natürlich auch!)
Die Werkzeugtrödler sind einerseits gut, weil man auf solchen Märkten manchmal was seltenes billig bekommt, andererseits sind sie zur Landplage geworden, weil sie im Prinzip billigen Baumarkt Ramsch vermarkten und nur sinnlos Standplatz verschwenden.
Das Selbe gilt für manche professionelle Teilehändler, ich sage nur soviel: meine weißen Lenkräder haben bei ebay pro Stück DM 80 gekostet, seht mal in die Online Inserate der Oldieclubs, da kosten sie 150-250. Was manche auf einem Teilemarkt dafür wollen, möchte ich lieber nicht wissen!
Am liebsten sind mir die kleinen privaten Sammler, die eben draufgekommen sind, das sie manches jahrelang rumliegen haben, ohne es zu brauchen. (Oder die Ehegattin ist draufgekommen) Solche geben hin und wieder was billiger her, wenn sie nur das Gefühl haben, daß es in gute Hände kommt. Das sind mir die Liebsten.
Das sind die wahren Liebhaber. Die sind in erster Linie Menschen, mit oder ohne Tick.
Hab mir beispielsweise auf der Tullner Oldtimermesse gebrauchte Fernstrahler gekauft, dm 20 cm, Marechal (die mit dem Katzenkopf drauf) mit klaren Gläsern. Kosteten rund 100 Mark, stehen jedem /8 saumäßig gut.
Kennt eigentlich einer hier die Tullner Messe? Nein? Dachte ich mir. Immerhin brauchte ich einen Tag, um alles flüchtig gesehen zu haben und mir ein Wiener Schnitzel in die Figur zu werfen (In der Mathematik ist die perfekteste Figur eine Kugel....)
Gottlob hatte ich zuwenig Geld mit, wer weiß, ob ich nicht einen LKW gebraucht hätte.
Immerhin bot mir ein Händler ein Blaupunkt Berlin um 800 Mark an, da mir mein bester Freund vom Schrott eines um 100 mitgebracht hat, war ich in der Lage, das großherzige Angebot auszuschlagen.
So, jetzt komme ich zum Ende meines Psalms, ich hoffe, die, die schon eingeschlafen sind, haben ihr Modem auf automatische Abschaltung konfiguriert.
Auf alle Fälle sollten wir unser Hobby als Hobby betreiben und uns nicht zu sehr vom Kommerz einspannen lassen, wir wollen uns entspannen dabei und es gibt auch wichtigere Dinge im Leben, als einen perfekten Oldtimer. Ein fahrbereiter /8, mit dem man im Schnee driften kann, oder mit dem man durch Pfützen fegt, so daß hinterm Auto staubtrockener Asphalt zurückbleibt, in dem man im Sommer (ich gestehe, ich fahre auch im Sommer! ) bei offenem Schiebedach, mit Spiegelbrille, Arm am Fensterbrett, Modern Talking oder Laura Brannigan hört macht auch Freude, auch mit ein paar Blaserl auf der Türkante und einem dreimal gestückelten Stoßstangengummi (vom Chrom reden wir lieber nicht).
Leben und geniessen, immer ein Scherzchen auf den Lippen (besonders nach einem gewonnenen Ampelstart), lieber nicht so ganz perfekt, dafür aber gut drauf!
Gruß Alex